Wiener Cafe Landtmann feiert seinen 140. Geburtstag

Den Namen hat das Kaffee von dessen Gründer Franz Landtmann, der es einige Jahre nach Fertigstellung der Ringstraße aufsperrte. Gedacht war es laut Eröffnungsanzeige als das “größte Kaffeehaus der Residenz vis-a-vis dem Rathauspark mit gefälliger, solider und überraschend eleganter Ausstattung zur Verabreichung nur ausgezeichneter Getränke bei promptester Bedienung”.
Gelegen zwischen Großbaustellen – am angrenzenden Burgtheater sowie am gegenüberliegenden Rathaus wurde noch fleißig gewerkt – geriet das Cafe bald in finanzielle Schwierigkeiten und wechselte bereits 1881 erstmals die Besitzer.
Turbulente Vergangenheit für das Landtmann
Es folgten turbulente Jahrzehnte, u.a. geprägt durch Rohstoffknappheit und Lebensmittelrationierungen als Folgen des Ersten Weltkriegs, erinnerte sich Hausherr Berndt Querfeld in einer Pressekonferenz. 1926 übernahm die Familie Zauner das Landtmann, krempelte das Interieur radikal um und erweiterte das Lokal um eine Sommerterrasse Richtung Burgtheater.
Besonders die Jahre nach der Nazi-Herrschaft dürften einigermaßen aufregend und chaotisch verlaufen sein. “Im großen Saal gab es eine Volksküche und angeblich wurde auf der Terrasse eine Stalinorgel aufgestellt”, so Querfeld. Denn der City-Abschnitt, in dem das Landtmann liegt, war russische Besatzungszone und das Cafe beim entsprechenden Adjutanten äußerst beliebt – Trinkgelage inklusive.
Kaffeehausterben in Wien
Querfelds inzwischen verstorbener Vater Herbert übernahm das Kaffeehaus schließlich 1976. Das sei eigentlich die Zeit des großen Kaffeehaussterbens gewesen, es wat der Vormarsch der Espressomaschinen. Auch das Landtmann habe als tot gegolten. Um die Übernahme durch eine Bank zu verhindern, wurde das Tisch- und Stuhlensemble unter Denkmalschutz gestellt. Die Querfelds renovierten das Cafe mehrere Jahre lang. “Das hat viele Millionen Schilling gekostet”, so Anita Querfeld, die Mutter des heutigen Chefs.
Die Karte wurde ebenfalls erweitert. “Nussbeugel und Mohnkipferl waren uns zu wenig”, deshalb habe man unter Konditoranleitung bald eine Backstube im Kellergewölbe eingerichtet. Inzwischen wird das Tortensortiment in einer eigenen 1.300 Quadratmeter großen Patisserie in Alt-Erlaa gebacken.
Umbau und Renovierungen
Räumlich kamen im Jahr 2007 der Wintergarten sowie im Vorjahr die “Bel-Etage” genannten Veranstaltungsräume über dem Cafe hinzu. Das gesamte Kaffeehaus ist übrigens seit geraumer Zeit rauchfrei. Im heurigen Sommer schaffte es das Landtmann wiederholt in die Schlagzeilen, weil man sich entschloss, für einen halben Liter Leitungswasser 2,50 Euro zu verlangen. Querfeld verteidigte die Maßnahme mit den zuletzt gestiegenen (ausschließlichen) Wasserbestellungen und versicherte, dass die Gäste Verständnis hätten: “Wir haben kaum noch ein Problem damit.”
Die Querfelds betreiben u.a. die Cafes Mozart, Hofburg und Museum in der Innenstadt, drei Lokale in Schönbrunn, ein Pub sowie einen Tortenshop. Allein im Landtmann bewirtet man rund eine halbe Million Gäste im Jahr und beschäftigt 92 Mitarbeiter. Seit 2009 gibt es übrigens auch einen Nachbau in Tokio.
(APA)