Debatte um Schusswaffen Landtag: Ringen um Psychotest für Jäger

Die SPÖ hatte ihren dringlichen Antrag zum Thema Schusswaffen mit viel Recherche und Herzblut vorbereitet. Und dann das: Verdrehungen und Argumente unter der Gürtelline im Landtag. Er habe sich „richtig geärgert über soviel Unsachlichkeit”, sagt der junge SP-Klubreferent Patrick Pfeifenberger. Walter Steidl und Genossen fordern ein verpflichtendes psychologisches Gutachten bei der Jagdprüfung – und trafen damit ins Schwarze. Salzburgs Jäger seien „keine Psychopathen”, wetterte FPÖ-Mann Ernst Rothenwänder, die laufende Registrierung aller Schusswaffen schütze, so Veterinärdirektor Josef Schöchl (ÖVP). Von „politischem Kleingeld” nach dem Amoklauf in Niederösterreich, sprach Polizist Helmut Naderer (Team Stronach). Nun werden die Daten der Jagdkarteninhaber an die Behörden übermittelt, alles andere wird geprüft.
Österreichweit bis zu 2 Millionen Schusswaffen
Die genaue Zahl der Gewehre und Pistolen in Österreichs Haushalten ist unbekannt. Bei der Todesrate durch Schusswaffen liegt Österreich an fünfter Stelle prominent hinter den führenden USA.
Ein 55-jähriger Transportunternehmer, Jäger und heimliche Wilderer erschoss in Niederösterreich drei Polizisten und einen Sanitäter. In seinem Gehöft in Melk hatte der Mann Waffen in einer dreistelligen Zahl gebunkert – die Behörden hatten nicht die geringste Ahnung.
Bis heute weiß niemand, wie viele Waffen in Österreichs Haushalten vorhanden sind. Im Zuge einer Novelle des österreichischen Waffengesetzes sollen bis Juni 2014 alle legalen Waffen im zentralen Meldregister des Innenministeriums erfasst werden.
Auch die bisher nur beim Handel gemeldeten klassischen Gewehre, die man frei ab 18 erwerben darf, müssen registriert werden. Bislang wurden rund 60.000 Waffen nachträglich gemeldet. Selbst der Branchensprecher des Waffenhandels in der Wirtschaftskammer, Robert Siegert, kann nur Schätzungen über die Zahl der Waffen in Österreich angeben: Er spricht von 1 bis 2 Millionen Schusswaffen.
Bewaffnete Zivilisten
Die SPÖ im Salzburger Landtag kritisiert, dass die psychische Zuverlässigkeit all jener, die Waffen erwerben oder führen dürfen, höchst ungleich geprüft wird. „Inhaber von Waffenpässen und Waffenbesitzkarten werden alle fünf Jahre auf ihre Verlässlichkeit hin überprüft.
Nur die Jäger sind von jeglichem Psychotest ausgenommen”, so die SP-Opposition. Dass 18-Jährige „ohne jede Hürde” ein klassisches Gewehr (Bockflinten, Repetierbüchsen etc.) erwerben dürfen, sei ebenfalls zu ändern. Der Antrag der Roten, einen psychologischen Befähigungsnachweis bei der Jagdprüfung einzuführen, wurde von ÖVP, FPÖ und Team Stronach jedoch abgeschmettert.
Geübte Jäger: 24 Stunden Ausbildung
Jäger hätten 24 Stunden Ausbildung an der Waffe und müssten laufend ihre Schussfertigkeit unter Beweis stellen, meinte der als Experte geladene Jägerchef Josef Eder. Nun, diese technische Sicht wird nicht einmal mehr von allen ÖVP-nahen Bezirkshauptleuten geteilt. Bei einem Treffen der Bezirkssicherheitsbehörden soll ventiliert worden sein, dass es nicht sein könne, „dass die Jäger über ihre Privilegien selbst bestimmen, während man andere Waffenführer scharf kontrolliert.”
Laut dem Verein gegen Tierfabriken gehören 26 Prozent der ÖVP-Abgeordneten in Parlament und Bundesrat der Jägerschaft und Tierindustrie an.