Deutschland: Anschlag mit Modellflugzeugen geplant?
Zwei Männer stehen im Verdacht, einen islamistischen Terroranschlag mit ferngesteuerten Modellflugzeugen geplant zu haben. Gegen die beiden Verdächtigen tunesischer Herkunft werde ermittelt, teilte die Bundesanwaltschaft am Dienstag in Karlsruhe mit.
Sprengstoffanschläge mit Modellflugzeugen
Zunächst hatten am Morgen die Sender SWR Info und B5 über die Razzien berichtet. Die Verdächtigen sollen sich gezielt Informationen und Gegenstände beschafft haben, um “radikal-islamistische Sprengstoffanschläge mit Modellflugzeugen zu begehen”, so die Bundesanwaltschaft.
Razzien im gesamten Bundesgebiet
Unter Leitung der obersten Anklagebehörde sowie der Staatsanwaltschaft Stuttgart durchsuchten rund 90 Beamte aus Baden-Württemberg und Bayern insgesamt neun Objekte. Im Südwesten lag der Schwerpunkt im Großraum Stuttgart, in Bayern im Großraum München. Auch in Sachsen und Belgien gab es Durchsuchungen.
Trotz Handschellen: Keine offizielle Festnahme
Der Verdacht laute auf “Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat” sowie Geldwäsche, hieß es. Ein Mann wurde in Fellbach bei Stuttgart in Handschellen abgeführt. Eine offizielle Festnahme habe es aber nicht gegeben, sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Die Beamten stellten seit den frühen Morgenstunden unter anderem technisches Gerät sowie Unterlagen sicher.
Geldwäsche zur Terrorfinanzierung?
Die Ermittlungen überschneiden sich mit einem Verfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart: Diese ermittelt gegen fünf Verdächtige wegen Geldwäsche und der “Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat”. Die Beschuldigten kennen sich, bestätigte eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft.
Auch die Wohnungen von vier Kontaktpersonen der beiden verdächtigen Islamisten wurden laut Bundesanwaltschaft durchsucht. Sie sollen den “Heiligen Krieg” finanziert haben.
Nach SWR-Informationen durchsucht die Polizei seit den frühen Morgenstunden mehrere Wohnungen und Objekte in Baden-Württemberg und Bayern, außerdem einen Internet-Anbieter in Sachsen. Zwei Männer würden verdächtigt, einen Anschlag mittels ferngesteuerter Modellflugzeuge geplant zu haben. Technisches Gerät und Unterlagen seien sichergestellt worden. Da die Polizei in einigen Wohnungen Waffen befürchtet habe, seien Objekte im Raum Stuttgart und in München von Spezialeinsatzkommandos gestürmt worden.
Geldwäsche zur Terror-Finanzierung?
Darüber hinaus ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart den SWR-Informationen zufolge wegen des Verdachts der Geldwäsche zur Unterstützung des “Heiligen Kriegs”. Es handele sich um zwei getrennte Verfahren, die Beschuldigten würden einander jedoch kennen. Die Bundesanwaltschaft kündigte für den Vormittag eine Pressemitteilung an.
Schon früher Terrorpläne mit Modellflugzeugen
Einen Sprengstoffanschlag per Modellflugzeug soll in den 70er Jahren angeblich schon die Rote Armee Fraktion (RAF) auf Franz Josef Strauß geplant haben. Das berichteten die Kinder des damaligen CSU-Vorsitzenden, Monika Hohlmeier und Franz Georg Strauß, im September 2008.
Andere Fälle der jüngeren Vergangenheit:
November 2012: Ein 27-jähriger US-Amerikaner muss 17 Jahre ins Gefängnis – der Islamist wollte in Washington Modellflugzeuge mit Sprengstoff bestücken und ins Pentagon sowie ins Capitol steuern. Dann wollte er auf die fliehenden Menschen schießen. Das FBI konnte die geplanten Anschläge vereiteln.
August 2012: Drei mutmaßliche Al-Kaida-Terroristen aus der Türkei und Tschetschenien werden in Spanien festgenommen. Laut Polizei wollten sie vermutlich in der Hafenstadt Algeciras einen Sprengsatz von einem Modellflugzeug auf ein Einkaufszentrum abwerfen. In einem sichergestellten Video war ein entsprechender Test zu sehen.
Juni 2003: Im Irak werden fünf dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Männer festgenommen. Wie britische Zeitungen berichten, wurden dabei Modellhubschrauber sichergestellt, die nach Angaben irakischer Behörden zum Transport chemischer Waffen gedacht waren.
Februar 2003: Bei einer Explosion in Gaza-Stadt kommen sechs Mitglieder der radikalislamischen Hamas ums Leben. In einem Flugblatt der Hamas hieß es, die Männer hätten ein ferngesteuertes Modellflugzeug gebaut, um Ziele in Israel anzugreifen. Palästinensische Sicherheitskreise vermuteten, die dafür vorgesehene Bombe sei vorzeitig explodiert. (dpa)