Jüdisches Museum in Wien zeigt ab dem 19. November neue Dauerausstellung
“Wir haben einen komplett neuen historischen Zugang für die neue Dauerausstellung gewählt. Wir gehen von der Gegenwart zurück in die Vergangenheit”, berichtete Museumsdirektorin Danielle Spera. Der Rundgang wird im Erdgeschoß mit den Jahren von 1945 bis heute beginnen. Dabei wird der schwierige Weg der Wiener Juden in die Gegenwart skizziert: von einer total zerstörten jüdischen Gemeinde, die 1938 noch die drittgrößte deutschsprachige in Europa war, bis zu ihrer heutigen überschaubaren Größe. Es werde dabei klar, dass die jüdische Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht auf die Unterstützung der österreichischen Regierungen zählen konnte, sagte Chefkurator Werner Hanak-Lettner. Ihre heutige Größe habe die Gemeinde nur durch Zuzug von Juden aus Osteuropa erreicht.
Dokumentation jüdischer Geschichte
Im zweiten Stock wird die jüdische Geschichte von ihren Anfängen bis zu den Jahren 1938/1945 dokumentiert. Zudem wird hier die israelische Künstlerin Maya Zack eine Installation realisieren. Dabei handelt es sich um eine Neuinterpretation der “Guten Stube” von Isidor Kaufmann. Kaufmann hatte das 1938 zerstörte Werk für das erste Jüdische Museum entworfen.
Das Schaudepot im dritten Stock, das bereits seit 2011 besucht werden kann, wird ebenfalls in die Schau eingegliedert. Hier sind Objekte aus Sammlungen zu sehen, etwa von Persönlichkeiten wie Max Berger oder Martin Schlaff und der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Im Atelier gibt es Einblicke in jüdische Feste. Der Ausstellungsraum im zweiten Stock wird auch künftig für Veranstaltungen nutzbar sein. Dort werden verschiebbare Vitrinen aufgestellt.
Judentum in Wien
Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) betonte in der Pressekonferenz, dass Wien und das Judentum eine untrennbare Geschichte hätten, auch wenn diese über weite Strecken “keine schöne” sei. In einer aufgeklärten Gesellschaft gehöre es dazu, sich der Vergangenheit zu stellen: “Auch den dunklen Kapiteln.” Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) hob hervor, dass in der Schau auch die Zeit nach 1945 behandelt wird. Dieser Zugang zeige, dass es in Wien heute wieder eine vitale jüdische Gemeinde gebe, die regen Anteil am Leben der Stadt nehme. Er verdeutliche auch, dass sich Wien nicht nur mit der Vergangenheit bis 1945, sondern auch mit der Nachkriegszeit kritisch auseinandersetze.
Neue Dauerausstellung im Jüdischen Museum
Die Dauerausstellung ist mit 600.000 Euro budgetiert. Dazu steuern unter anderem das Ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur 300.000 Euro, die Stadt Wien 150.000 Euro und die Wien-Holding, zu der das Jüdische Museum gehört, 75.000 Euro bei. Mit der neuen Dauerausstellung wird Prozess der Neupositionierung abgeschlossen, berichtete Spera, die seit 2010 Direktorin des Museums ist. 2011 erfolgte die Sanierung des Palais Eskeles um rund 2,6 Millionen Euro. Wirbel gab es damals um die bei den Umbauarbeiten zerstörten Hologramme, die Teil der frühere Dauerausstellung waren. Dies wurde sogar international kritisiert wurde. Im Museum selbst wurde damals versichert, dass die Hologramme nicht mehr zu demontieren waren.
Die Außenstelle am Judenplatz konnte die Besucherzahlen in den vergangenen drei Jahren verdoppeln, zog Spera weiters Bilanz. Zudem erzielte das Jüdische Museum 2012 mit 96.000 Besucher das beste wirtschaftliche Ergebnis seiner Geschichte: Die Einnahmen stiegen von 4,2 Millionen Euro im Jahr 2009 auf 4,7 Millionen Euro im Vorjahr. (APA)