30 bis 40 Jugendliche begehen pro Jahr Selbstmord
Personen aus dem Umfeld sollten sich nicht scheuen, die Betroffenen direkt darauf anzusprechen – denn diese empfinden es als Erleichterung, sich jemandem anvertrauen zu können, so Experten aus dem Bereich Psychotherapie.
Anzeichen erkennen
Ankündigungen erfolgen nicht zwangsläufig direkt. Auch Verhaltensänderungen bzw. -auffälligkeiten oder Handlungen können ein Zeichen sein: “Zum Beispiel, wenn sich jemand zurückzieht und frühere Kontakte meidet, wenn er plötzlich seine Lieblingssportgeräte verschenkt”, sagte Katharina Purtscher-Penz, Primaria der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der Landesnervenklinik Sigmund Freud Graz in einem früheren Gespräch mit der APA.
Sorgen ernst nehmen
Wichtig sei es, so Katharina Purtscher-Penz, sich die Probleme anzuhören und Sorgen ernst zu nehmen – auch wenn sie aus der Sicht eines Erwachsenen vielleicht gar nicht so groß erscheinen. Sie warnt nicht nur davor, Probleme abzutun, sondern auch vor zu raschen Lösungsvorschlägen. Jugendliche sollen alle ihre Sorgen aussprechen dürfen.
Professionelle Hilfe suchen
Ansprechpersonen können Eltern, Lehrer, Freunde, Mitschüler und Kollegen sein. “Sie sollen sich aktiv erkundigen”, empfiehlt Nestor Kapusta von der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Meduni Wien. “Denn Betroffene empfinden es in der Regel als erleichternd, über ihre Probleme reden zu können. Die unverblümten Fragen: “Denkst Du an Selbstmord? Hast Du solche Pläne?'” führen nämlich nicht dazu, dass Betroffenen sich verschließen, wie Laien möglicherweise annehmen. Nicht ganz einfach ist es für den Gesprächspartner, mit einer solchen Situation umzugehen. “Der Laie ist mit seinem Wissen rasch einmal am Ende.” Professionelle Hilfe gibt es etwa bei Kriseninterventionszentren, psychosozialen Beratungsstellen, bei der Schulpsychologin, in Spitalsambulanzen, bei Fachärzten oder beim Hausarzt.
Sich jemandem anvertrauen
Purtscher-Penz rät auch Betroffenen dringend, sich jemandem anzuvertrauen. Das müssen nicht unbedingt die Eltern sein. “Jugendliche haben häufig einen besten Freund oder eine beste Freundin, die Hilfestellung geben können. Wichtig ist es, die Probleme mit einer realen Person zu besprechen und nicht auf einer Facebook-Seite.” (APA)