So läuft eine Hausdurchsuchung ab: Training zum richtigen Reagieren
Entsprechende Schulungen werden unter dem Titel “Morning Raid” (englisch für Hausdurchsuchung) angeboten.”Hausdurchsuchungen sind kein Risiko. Sie sind immer die Folge davon, dass ein Risiko schlagend geworden ist”, sagt Martin Voill, Geschäftsführer der Agentur. Es geht um Reputationsverlust, schmerzliche Geldstrafen bis hin zu einbrechenden Aktienkursen.
Das Morning Raid-Training in Wien
“Das Training hilft dabei, mit den Behörden richtig zusammenzuarbeiten”, erklärt Voill. Dabei gehe es auch darum, den Normalbetrieb sicherzustellen, wenn alles auf den Kopf gestellt ist und wird, erklärt Voill. Missverständnisse sollen keine aufkommen, es geht in den Schulungen darum, “rechtskonform zu handeln”.
Bei einer Trainings-Kostprobe am Dienstag in Wien wird der Beginn einer Hausdurchsuchung simuliert. Neben Journalisten hören insgesamt zwölf Interessierte von Unternehmen zu und stellen auch Fragen, ihnen wird Anonymität zugesichert.
Simulation einer Hausdurchsuchung
Verena steht seit 7.00 Uhr am Empfang, um 8.00 Uhr kommt der Staatsanwalt mit grimmig aussehenden Kollegen und will in die Räumlichkeiten der fiktiven Pharm-Chem GmbH, in der Hand hält er eine Anordnung einer Durchsuchung und Sicherstellung. Während im sechsten Stock des Firmengebäudes, beim Geschäftsführer, alles im Zeitraffer abläuft, bewegt sich die Uhr beim Empfang in Zeitlupe. Es tauchen zahlreiche Fragen auf: “Wer kommt und holt ab, wer nimmt die Anordnung entgegen, wohin bringt man die Herren?”, erläutert Voill. Natürlich gehe es auch darum, Zeit zu gewinnen um “sich zu orientieren”.
Der Ernstfall wird in der Morning-Raid-Schulung mit drei Trainern simuliert, dabei arbeitet die Agentur auch mit Rechtsanwälten mit einschlägiger Erfahrung zusammen. Beim firmeninternen eintätigen Workshop wird vom Abholen der Beamten beim Portier bis zum Fernsehinterview am Abend jede Situation durchgespielt. “Ziel ist die professionelle Vorbereitung auf eine Hausdurchsuchung, um Folgeschäden zu vermindern und zu vermeiden”, resümiert Voill, ehemals Innenpolitik-Mitarbeiter beim ORF.
Richtiges Verhalten im Fall der Fälle
“Das Um und Auf ist, dass man nicht kopflos durch unbedachtes Reden und Handeln dem Unternehmen zusätzlich schadet”, erklärt Gergor Fauma, Trainingsleiter bei bettertogether. “Keine Kopien von Akten anzufertigen, nicht zu wissen, was hergegeben wurde, brüskes und unkooperatives Auftreten” sind laut Voill die häufigsten Fehler, die Firmen bei einer Hausdurchsuchung passieren.
Oftmals werden auch die Anordnungen nicht genau durchgelesen, im Fall des Falles gibt es ein Recht auf einen Rechtsanwalt, auch darauf wird häufig vergessen. “Seit 2011 haben wir eine Handvoll Trainings durchgeführt”, sagt Voill. Interesse daran haben “internationale Konzerne, die in Österreich aktiv sind”.
(apa/red)