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Bosnien: 45 Jahre Haft für "Monster von Grbavica"

Veselin Vlahovic hatte im Krieg für bosnische Serben gekämpft.
Veselin Vlahovic hatte im Krieg für bosnische Serben gekämpft. ©AP
Wegen Kriegsverbrechen ist in Bosnien der montenegrinische Milizenführer Veselin Vlahovic, der in den Medien "Monster von Grbavica" genannt wird, zu 45 Jahren Haft verurteilt worden.

Die Richter verhängten damit am Freitag in Sarajevo gegen den 44-Jährigen erstmals die in Bosnien mögliche Höchststrafe über einen Kriegsverbrecher. Der Angeklagte, der während des Bosnien-Krieges 1992 bis 1995 für serbische Paramilitärs kämpfte, nahm das Urteil regungslos zur Kenntnis.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit

“Im Rahmen einer systematischen Repression gegen die nichtserbische Bevölkerung nahm er an Massenvertreibungen teil, er vergewaltigte, folterte und ermordete seine Opfer”, erklärte Richter Zoran Bozic mit Blick auf den Angeklagten in dem völlig überfüllten Gerichtssaal. “Er ist der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig, und das Gericht verurteilt ihn deshalb zu 45 Jahren Gefängnis.”

“Abscheuliche und grausame” Verbrechen

Das bosnische Kriegsverbrechertribunal befand Vlahovic am Freitag für schuldig, 31 Menschen ermordet und mindestens 13 Frauen vergewaltigt zu haben. Zudem habe er Dutzende nicht-serbische Zivilisten gefoltert und ausgeraubt. Der als Batko bekannte Milizionär habe “abscheuliche, grausame und mehrfache” Verbrechen begangen, sagte der Richter. Er habe häufig Lösegeld für seine Gefangenen gefordert.

Spitzname “Monster von Grbavica”

Vlahovic hatte die Verbrechen zwischen Mai und Juli 1992 in drei von den Serben kontrollierten Stadtvierteln von Sarajevo begangenen. Besonders betroffen war die nichtserbische Bevölkerung von Grbavica, weshalb er “Monster von Grbavica” genannt wird. Im Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 starben mehr als 100.000 Menschen, allein in der Hauptstadt Sarajevo mehr als 10.000.

Tauchte in Spanien unter

Der inzwischen 44-jährige Vlahovic wurde 1969 in Montenegro geboren. 2010 war er in Spanien aufgegriffen worden, wo er unter einer falschen Identität lebte. Madrid lieferte ihn nach Bosnien aus, wo im April 2011 der nun beendete Prozess begann. Der Angeklagte hatte zu Beginn auf unschuldig plädiert, dies wurde nach Ansicht des Gerichts von den mehr als hundert gehörten Zeugen eindeutig widerlegt.

Kriegsverbrechertribunal 2005 gegründet

Das bosnische Kriegsverbrechertribunal wurde 2005 in Sarajevo eingerichtet, um das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu entlasten. Dort wird derzeit dem einstigen Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, der Prozess gemacht. (APA)

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