Kein Ende der Rabattschlacht am deutschen Automarkt in Sicht
“Der Druck, der auf dem Markt lastet, wird sogar noch größer werden, und ich fürchte, dass die Rabattschlacht weitergehen wird”, sagte Robert Rademacher, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), am Mittwoch in Berlin. “Es wird ein schwieriges Jahr werden”, sagte der Verbandschef mit Blick auf 2013.
Schnäppchen aus dem Internet locken Käufer
Neben der Nachfrageschwäche wegen der Konjunkturunsicherheit bereiten der Branche zunehmend auch Schnäppchenangebote im Internet Probleme. Durch teilweise unseriöse Angebote von Anbietern oder Internetportalen für Neuwagen entstehe zusätzlicher Preisdruck, sagte Rademacher. Händler wie die Hersteller selbst klagen seit längerem, dass Autokäufer mit solchen Offerten aus dem Internet in die Autohäuser kommen und die gleichen Preisabschläge fordern. Dies hatte anfangs auch Volkswagen beim neuen Golf zu schaffen gemacht. Rademacher sprach in diesem Zusammenhang von einem neuen “Drohpotenzial” durch den Kunden. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des ZDK zwar erst rund 200.000 Autos über das Internet verkauft. Die Tendenz sei aber steigend.
Umsatz im Kfz-Gewerbe rückläufig
Insgesamt dürfte der Umsatz des Kfz-Gewerbes dieses Jahr erneut rückläufig sein. Rademacher rechnet mit einem Minus wie im Vorjahr, also von rund 1,6 Prozent auf dann etwa 135 Milliarden Euro. Auch die Rendite werde voraussichtlich weiter sinken auf unter ein Prozent. 2012 blieben den Händlern von 100 Euro Umsatz nach Abzug von Kosten und Steuern im Schnitt noch 1,40 (Vorjahr 2,0) Euro.
Massenhersteller stärker betroffen
Selbst der Premiumhersteller BMW schließt nicht aus, dass die Preise sinken könnten. Allerdings sind die Münchner und andere Hersteller von Oberklassewagen deutlich weniger von der Absatzkrise betroffen als Massenhersteller. Auch der erfolgsverwöhnte VW-Konzern konnte sich zuletzt dem negativen Trend nicht mehr entziehen.
“Zu großer Schluck über den Durst”
Im vergangenen Jahr wurden laut ZDK mehr als 900.000 Neuwagen und damit fast ein Drittel von den Herstellern und Händlern auf sich selbst zugelassen, um sie anschließend mit Preisabschlägen zu verkaufen. Diese Quote sei in den ersten beiden Monaten 2013 weiter gestiegen. Im gleichen Zeitraum sanken die Neuzulassungen um knapp zehn Prozent. Dagegen kletterten die Besitzumschreibungen von Gebrauchtwagen. “Nun zeigt sich, womit wir uns im Handel aktuell herumschlagen müssen”, klagte Rademacher. Durch die Tageszulassungen seien etwa 300.000 Fahrzeuge zuviel in den Markt gedrückt worden. “Das ist ein zu großer Schluck über den Durst, der dem Handel nun eine beträchtliche Magenverstimmung einträgt”, sagte der ZDK-Präsident. Er rief die Hersteller auf, Neuwagenlieferungen stärker an der Nachfrage zu orientieren. (APA)