Schicksal türkischer Pflegekinder in der EU erzürnt Ankara
Seit Wochen haben Regierung und Parlament in Ankara die Situation türkischer Pflegekinder in Staaten der Europäischen Union im Blick. Tausende Kinder, die mit ihren Familien in der EU lebten, seien den Eltern weggenommen und an christliche Familie gegeben worden, wird beklagt. Den türkischen Buben und Mädchen drohe Assimilation und der Verlust der eigenen Kultur. Die Kritik kommt auch von höchsten Regierungsstellen. Gut möglich, dass auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem für Sonntag und Montag geplanten Türkei-Besuch auf das Thema angesprochen wird.
Empörung über Pflegschaft bei homosexuellen Paaren
Nach Angaben aus der Regierung haben Behörden in europäischen Staaten in den vergangen Jahren mindestens 4000 türkischstämmige Kinder und Jugendliche zwangsweise in Pflegefamilien untergebracht. In Deutschland greifen Jugendämter üblicherweise ein, wenn Kindern oder Jugendlichen in ihrer Familie Gewalt angetan wird, Verwahrlosung droht oder Eltern wegen Krankheit nicht in der Lage sind, das Wohl der Kinder zu gewährleisten.
Für Empörung sorgen in der Türkei Berichte über mehrere Fälle, in denen türkische Kinder in der EU bei homosexuellen Paaren in Pflegschaft gegeben worden seien. Die Untersuchungskommission des türkischen Parlamentes will wissen, dass allein in Belgien drei türkischstämmige Kinder bei homosexuellen Paaren untergebracht wurden.
Zudem hat Vizeministerpräsident Bozdag erklärt, seine Regierung bemühe sich, einem lesbischen Paar in den Niederlanden einen türkischen Buben wegzunehmen. “Die Behörden haben die Forderungen der türkischen Familie abgelehnt”, zitieren türkische Medien den Politiker. Die Türkei unterstütze die Familie, die eine Herausgabe des Kindes fordert, mit juristischem Beistand. “Wenn das nicht möglich ist, dringen wir darauf, wenigstens eine türkische Pflegefamilie zu finden”, sagte er. “Türkische Familien wollen ihre Kinder nicht an schwule oder lesbische Paare geben.”
“Habe meine Kultur irgendwo nicht ausleben können”
Das Parlament in Ankara will das Schicksal türkischstämmiger Kinder in europäischen Pflegefamilien genauer unter die Lupe nehmen. Der Menschenrechtsausschuss des Parlamentes hat eine Untersuchung beschlossen.
Sie sei sehr glücklich, dass sie nach vielen Jahren ihre Mutter habe wiedersehen können, sagt Elif bei dem Treffen mit ihrer Mutter. Den Berichten zufolge hatte sich der Vater früh von der Frau getrennt, diese hatte in Deutschland große psychische Probleme.
Offenbar auf eine Frage hin versichert die Tochter, dass sie eine Moschee habe besuchen und Kopftücher tragen dürfen. “Ich find`s auch schade, wenn ich im Nachhinein drüber nachdenke”, sagt sie aber vor türkischen Journalisten. “Ich spreche Türkisch nicht und ich habe meine Kultur irgendwo nicht ausleben können. Ich hätte es auch schöner gefunden, in einer türkischen Familie aufzuwachsen.”
(APA)