Leichte Berührungen machen manipulierbar
Von einem fremden Menschen berührt zu werden, ist für die meisten unangenehm. Schließlich ist eine Berührung etwas sehr Intimes, das nur vertrauten Personen vorbehalten ist – vor allem im Gesicht und unterhalb der Gürtellinie. Doch was Hände und Rücken angeht, unterscheiden sich die individuellen Toleranzgrenzen stärker. Der jeweilige Effekt einer Berührung hängt in erster Linie davon ab, an welcher Stelle sie stattfindet. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte man sich bei gänzlich Fremden auf die Berührung des Armes beschränken.
Studien belegen nun den erstaunlich positiven Effekt kurzer und sanfter Berührungen an Schulter, Ober- und Unterarm anderer Menschen – auch bei Fremden, wie “DIE WELT” berichtet.
Ehrlicher und spendabler
Einen anderen Menschen zu berühren, lässt ihn ehrlicher erscheinen, wie der US-Forscher Chris Kleinke herausgefunden hat. Dementsprechend gaben Probanden dem Versuchsleiter ein vorher unbeobachtet gefundenes Geldstück eher zurück, wenn er sie vorher kurz berührt hatte. Auch werde man durch eine Berührung spendabler: Eine Freifahrt sei viel wahrscheinlicher, wenn der Busfahrer leicht berührt wird.
Dasselbe gilt für Umfragen auf der Straße. Der Anteil jener, die mitmachen, wächst von 55 auf ganze 81 Prozent – wenn sie berührt werden. Auch beim Trinkgeld werden die Gäste durch eine Berührung der Servicekraft großzügiger, wie US-Forscher um April Crusco ermittelt haben. Hilfsbereitschaft sei ebenso eine Folge von dezentem Körperkontakt, behaupten französische Wissenschaftler. Von 63 stieg der Anteil auf 90 Prozent, die dem Versuchsleiter nach einer Berührung etwas aufhoben, das er zuvor fallengelassen hatte.
Unauffällige Berührungen besonders wirksam
Personen, die andere oft berühren, werde durch Beobachter ein höherer sozialer Status zugeschrieben, wie die US-Forscherin Nancy Henley herausgefunden hat. Beide Geschlechter könnten außerdem leichter Dates ergattern, wenn sie berührungsfreudig seien. Dabei würden vor allem die von von einer Person unauffällig ausgeführten Berührungen die Sympathie wecken. Den “Berührer” empfänden wir als freundlich, ehrlich, herzlich und liebenswürdig, so der Psychologe Nicolas Guéguen. Der Wissenschaftler Jacob Hornik geht sogar so weit, zu behaupten, die positiven Effekte einer Berührung könnten sich auch auf das Image eines Geschäftes übertragen. Tatsächlich steigerte er durch Berührungen der Kunden den Umsatz eines Buchladens. (VOL.AT)