Im Sommer 2011 übernahm Trainer Vasile Misku den SK Bürs im hinteren Drittel der zweiten Landesklasse. Inzwischen steht seine Elf auf Platz vier und greift vorne mit an. Ein Interview mit dem ungewöhnlichen, manchmal unbequemen Trainer der Mannschaft.
vol.at: Ihre Mannschaft scheint Potential nach oben zu haben: Im Juni noch auf Platz Neun, jetzt auf Platz Vier. Was macht Ihren Erfolg aus?
Misku: Wer gute Fußballer hat, hat auch eine gute Mannschaft. Ich setze daran an, den Spielern das Spiel zu lernen und ihnen ein klares Spielkonzept auf dem Weg zu geben. Diesen Herbst sorgte speziell unser Stürmer und Torschützenkönig Florin Dochita, welcher aus der rumänischen Bundesliga kommt, mit seinen 13 Treffern für Aufsehen. Dochita ist ein echtes Talent und hat in Temeswar sogar unter Hagi trainiert. Ich hoffe, dass Dochita im Frühjahr noch 20 Tore schießt.
vol.at: Wie war das, als Sie vor über einem Jahr als Trainer bei Bürs anfingen? Haben Sie viel verändert?
Misku: Am Anfang ging es mir vor allem um einen Mentalitätswechsel. Bei vielen Spielern sah ich einfach, dass sie nicht mit Ernst bei der Sache waren oder verschlafen zum Training kamen. Sicher hat es viele geschockt, dass ich gleich acht neue Spieler ins Team brachte. Aber nun haben wir eine disziplinierte Mannschaft mit einer professionellen Einstellung.
vol.at: Gab es denn gar keine Widerstände gegen Ihr Vorgehen?
Misku: Mein Verständnis mit dem Vorstand ist sehr gut. Karl Hajny ist ein Vorstand, der viel Ahnung über Fußball hat, ebenso wie auch Sportleiter Thomas Schallert. Wichtig in Bürs ist die Stimmung. Wenn die Punkte auf dem Platz geholt werden, sind auch die Fans glücklich.
vol.at: Was fällt Ihnen als jemand, der noch nicht lange im „Ländle“ ist, allgemein am Fußball in Vorarlberg auf?
Misku: Was man schon bemerkt, ist das Fußball in Vorarlberg noch weitestgehend Kampf bedeutet. Die Mannschaften haben kein klares Spielkonzept. Ich dagegen versuche vor allem, Technik und Taktik zu trainieren und der Mannschaft mit einer modernen, offensiven Spielweise auch eine Spielidee zu geben, die nicht nur daraus besteht, auf die Fehler der Gegner zu warten.
vol.at: Wie sieht das zum Beispiel ganz konkret aus?
Misku: Nehmen wir zum Beispiel das Spiel gegen die defensiv starke Mannschaft aus Lingenau.
Da habe ich die Spielpositionen in der zweiten Hälfte auf vier Positionen rotiert, sodass die weiten Bälle der Lingenauer immer von meinen kopfballstärksten Spielern abgefangen wurden. Am Ende konnten wir das Spiel 1:0 für uns entscheiden.
vol.at: Es wird viel über mangelnde Nachwuchsarbeit in Österreich diskutiert. Was ist Ihre Einstellung dazu?
Misku: Ich sehe immer wieder, dass in vielen Nachwuchsmannschaften nur das Rennen trainiert wird. Das ist ein katastrophales Trainingskonzept. Man muss den Kindern den Ball geben, auf sie eingehen, ihre Spielkunst fördern.
vol.at: Welche Trainer in Vorarlberg sind ihrer Meinung nach stark?
Misku: Ich kann nicht sagen, welche Trainer stark sind. Ich weiß nur, welche gut arbeiten, das sind zum Beispiel Didi Berchtold (der Ex-Trainer der Rätia Bludenz bis zur letzten Saison), Stefan Simon vom FC Mäder und Zeljko Milosevic vom FC Nenzing.
vol.at: Welche Mannschaften zählen für Sie zu den stärksten in der 2. Landesklasse?
Misku: Eine der gefährlichsten Mannschaften ist für mich die Austria Lustenau. In der Hinrunde konnten wir ihr schon einen Punkt abringen, und im Frühjahr empfangen wir sie in Bürs. St Gallenkirch steht momentan verdient auf dem ersten Platz.
vol.at: Wird es Umstellungen in der Rückrunde im Frühjahr geben?
Misku: Die Zuschauer dürfen sich darauf freuen, dass im Frühjahr drei zuletzt verletzte Spieler wieder mit dabei sein werden. Christoph Ganahl wird die Abwehr verstärken, Philipp Bischof und Patrick Scheikl werden vorne im Angriff mitwirbeln. Außerdem dürfen die Fans noch mit einer echten Überraschung rechnen. Wir sind mit einem bekannten und sehr erfahrenen Mittelfeldspieler im Gespräch.
vol.at: Wie sieht die Vorbereitung für die Rückrunde aus?
Misku: Im Dezember und Januar hat jeder ein individuelles Trainingsprogramm. Dann beginnen wir wieder mit zwei mal zwei Spielen pro Woche.
vol.at: Was ist Ihr Ziel in dieser Saison?
Misku: Unsere Zielsetzung ist es, am Ende der Saison unter den ersten Fünf zu stehen. Aber sollte die Mannschaft am letzten Spieltag auf Platz 1 oder 2 stehen, wird natürlich auch niemand böse sein.