Millionen Menschen an US-Ostküste warten voller Sorge auf "Sandy"
Angesichts der Absage tausender Flüge drohte ein Verkehrschaos, in der Metropole New York kam das öffentliche Leben zum Stillstand, auch die Börse bleibt am Montag geschlossen.
Börse und UNO geschlossen
In New York begannen die Behörden am Sonntag damit, 375.000 Menschen aus tiefer gelegenen Gebieten in Sicherheit zu bringen. Für die Busse, U-Bahnen und Vorortzüge der Metropole, die sonst rund um die Uhr unterwegs sind, wurde ein Fahrverbot verhängt. Für Montag wurde das Hauptquartier der UNO ebenso geschlossen wie die New Yorker Börse. Womöglich werde die Wall Street auch am Dienstag geschlossen bleiben, teilte der Betreiber NYSE Euronext mit. Auch der elektronische Handel wurde ausgesetzt.
Strandort evakuiert
In den US-Küstenstaaten New Jersey und Delaware, wo das Zentrum des Sturms auf Land treffen sollte, ordneten die Behörden Evakuierungen an. Die Brandung sollte sich an der Küste den Vorhersagen zufolge auf mehr als drei Meter Höhe auftürmen. Der Strandort Rehobeth in Delaware glich nach der Evakuierung einer Geisterstadt, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Auch Washington und Philadelphia stellten den öffentlichen Nahverkehr ein.
Über 7.400 Flüge gestrichen
In der US-Hauptstadt konnten die Mitarbeiter der Regierung zum Wochenbeginn zuhause bleiben. Für zwei Millionen Kinder fiel wegen Schulschließungen in sieben Staaten am Montag der Unterricht aus. Die Fluglinien strichen mehr als 7.400 Flüge, auch viele Transatlantikverbindungen waren betroffen. Die Kosten durch die Ausfälle könnten nach Angaben von Analysten mehre hundert Millionen US-Dollar betragen.
Die Bevölkerung zitterte zuhause oder in Notunterkünften dem Sturm entgegen. Schon seit dem Wochenende hatte sich die Bevölkerung mit Hamsterkäufen auf das Unwetter vorbereitet, in vielen Gegenden wurden Wasser und Taschenlampen knapp.
66 Tote in der Karibik
Mehr als 1.100 Kilometer lang ist der Küstenstreifen von Maine bis nach South Carolina, der die Auswirkungen von “Sandy” spüren könnte. Im Gefahrengebiet im Nordosten der USA wohnen etwa 50 Millionen Menschen. Der Hurrikan, durch den in den vergangenen Tagen auf seinem Weg durch die Karibik 66 Menschen ums Leben gekommen waren, sollte sich nach Angaben von Wetterexperten mit einer Kaltfront zu einem besonders schweren Unwetter vereinigen.
Neben Starkregen und Überschwemmungen warnten Meteorologen in höheren Lagen auch vor massiven Schneefällen. Die heftigen Winde könnten vor allem in ländlichen Gebieten die oberirdischen Stromleitungen zum Einsturz bringen und zu tagelangem Elektrizitätsausfall führen. “Sandy” dürfte demnach bis nach Ohio – also weit ins US-Landesinnere hinein – für Verwüstungen sorgen. Mehrere Staaten und die Hauptstadt Washington verhängten bereits den Notstand.
Obama: Bedrohung ernst nehmen
Der befürchtete Monstersturm bremste auch den Präsidentschaftswahlkampf aus. Sowohl Präsident Barack Obama als auch Herausforderer Mitt Romney sagten Termine ab, um den Sturm zu umgehen. Obama forderte seine Mitbürger auf, die Bedrohung durch den Hurrikan “sehr ernst” zu nehmen. Er ermahnte die Bewohner der Ostküste, die Anweisungen der Behörden in den kommenden Tagen genauestens zu befolgen.
Dem Chef des Nationalen Hurrikan-Zentrums, Rick Knabb, machte vor allem die schiere Größe des Sturms Sorgen. “Das System ist so groß, dass Millionen von Menschen in Gegenden leben, die von Springfluten oder Überschwemmungen durch Flüsse betroffen sein könnten”, sagte Knabb.
(APA)