AA

Messner - Kritik und Trailer zum Film

Mit dem spieldokumentarischen Biopic "Messner" gibt es nach "Nanga Parbat" (2010) von Joseph Vilsmaier ab 5. Oktober erneut einen Film, der den Extrembergsteiger im Fokus hat. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Andreas Nickel stellt in seinem Kinodebüt dabei nicht den Alpinisten Reinhold Messner in den Mittelpunkt: Der Mensch Messner ist es, den Nickel in knapp zwei Stunden ergründen will. Das versucht er mit einer Mischung aus bildgewaltigen Bergaufnahmen, Gesprächen mit dem Südtiroler, seinen Geschwistern und Weggefährten sowie szenischen Sequenzen, die an Originalschauplätzen wichtige Lebensstationen des inzwischen 68-jährigen wiedergeben.

In Summe ergibt das ein Bild, das Messner auf seinem Weg von der bürgerlichen Enge in “ein anarchisches Dasein in einer archaischen Welt” zeigt, wie er es im APA-Interview selbst beschreibt. Über Reinhold Messner weiß man, wenn man will, sicher ausreichend Bescheid. Berühmt wurde der Südtiroler durch seine Erstbesteigung des 8.848 Meter hohen Mount Everest ohne Sauerstoffgerät. Zwar ist auch das ein Thema bei “Messner”, ebenso wie der Tod von seinem Bruder Günther am Nanga Parbat im Jahr 1970 eine zentrale Stellung einnimmt.

“Messner” – Biopic beleuchtet Abenteurerzeit des Extrembergsteigers

Was den Film etwa über die beeindruckenden Luftaufnahmen des Himalaya-Gebirges hinaus sehenswert macht, sind die Beiträge der anderen Zeitzeugen. Denn nicht nur Messner selbst gibt Zeugnis von seinem Leben. Sein ältester Bruder, der Psychotherapeut Helmut Messner, beschreibt zum Beispiel den Weg in den extremen Alpinismus als eine Art Aufbegehren gegen den männlichen Elternteil, der im Film als ein “strafender und kritisierender Vater” beschrieben wird.

Auch die Dorfgemeinschaft selbst ist es, die Messner in die Höhen treibt. Das Dorf war für ihn der Ort, “wo ich mich natürlich in dieser Enge des Dorfgeschehens – klerikal, sehr moralisch eng – heraus entwickeln musste, um als Persönlichkeit und Mensch auf die Beine zu kommen”, wie Messner im Interview erläutert. So zieht es ihn als Alternative zur bürgerlichen Enge im kleinen Villnöss hinauf in immer höhere Höhen.

Den ersten Schritt dorthin unternimmt er dabei gemeinsam mit dem Vater selbst, denn er ist es, der den erst fünfjährigen Reinhold von der elterlichen Hühnerfarm mit auf den Sass Rigais nimmt. Der Berg in den Dolomiten misst immerhin über 3.000 Meter. Eine Szene, die in “Messner” ebenso nachgestellt wird, wie dann viele Jahre später eine der ersten spektakulären Besteigungen des Südtirolers, als er im Juli 1969 mit Mitte 20 die Droites Nordwand erklettert. Im Film übernimmt dies Florian Riegler, einer der beiden “Rieglerbrothers”, welche den extremen Alpinismus der Gegenwart mitbestimmen.

“Messner” verklärt dabei das Höhenbergsteigen trotz aller im Film dokumentierten Rekordbesteigungen nicht, ein Abstieg von einem der zahlreichen Achttausender wird stattdessen von einem Begleiter sogar mit den Worten “schiach und grausig” beschrieben. Und eine weitere Szene zeigt die damalige Freundin, Ursula Grether-Endres, in der diese erzählt, wie er sich vor dem Aufstieg gefürchtet hat und eher wie ein Häufchen Elend wirken musste als wie ein heroischer Bergsteiger. Messner bestätigt: “Wenn Ihnen jemand erzählt, dass auf dem Gipfel des 8.000ers das Klimax des Glücks sei, dann ist es ein reines Klischee. Das ist nur das Wunschdenken der unten Gebliebenen, dem man gern gerecht wird. Die eigentliche Freude oder noch mehr das absolute erleichterte Durchatmen ist, wenn ich wieder unten bin, wenn alle Gefahren hinter mir liegen.”

All dies vermittelt Nickels Biopic und zeigt dabei doch nur einen Teil von Messner, der sich, wie er selbst sagt, derzeit in seiner sechsten Lebensphase befindet: “Der Film behandelt im Grunde nur drei davon: die absolute Abenteurerzeit.” Dieser zu folgen ist über weite Strecken spannend und abwechslungsreich. In manchen Phasen aber haben die Reflexion von und über Messner dann auch ihre Längen. Doch das Kunststück, dass man mit einem neuen Bild des Alpinisten aus dem Kino geht, das leistet “Messner” dann doch.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Kino-News und Kinotrailer
  • Messner - Kritik und Trailer zum Film
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen