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Auktion von Chirurgenbesteck aus KZ Theresienstadt abgesagt

Instrumente gehörten nicht dem KZ-Kommandanten Burger
Instrumente gehörten nicht dem KZ-Kommandanten Burger ©Villa Hall Auctions UK/AP/dapd
Ein britisches Auktionshaus hat die geplante Versteigerung von chirurgischen Instrumenten aus dem KZ Theresienstadt abgeblasen.

“Wir haben eine Menge E-Mails und Anrufe von Leuten bekommen, die mit der Versteigerung nicht einverstanden waren – daraufhin haben wir den Posten auf Anweisung der Polizei gestern Abend zurückgezogen”, sagte am Donnerstag eine Vertreterin des südwestenglischen Auktionshauses Villa Hall Auctions, Grace Cloke. Dass die Angaben zum Besitzer der Geräte umstritten sind, will sie nach eigenen Angaben nicht gewusst haben.

Angaben zum Besitzer des Chirurgenbestecks umstritten

Villa Hall Auctions hatte die Versteigerung des Chirurgenbestecks, das angeblich dem früheren KZ-Kommandanten Anton Burger gehört haben soll, für Samstag angekündigt. Nach Recherchen von “Welt Online” gehörte das Besteck jedoch nicht dem SS-Offizier, sondern stammte von dem fast gleichnamigen Anton Bürger, dem Inhaber einer Dresdner Fabrik für chirurgische und orthopädische Instrumente. Die Initialen AB auf jedem der Instrumente seien das Markenzeichen der Fabrik.

Nach einem Bericht von “Welt Online” kamen zuerst dem Theresienstadt-Experten und Journalisten Roland Wildberg Zweifel an dem angeblichen Besitzer. Denn auf den Fotos von dem mit Samt ausgeschlagenen Holzkoffer mit dem Besteck sei gut lesbar “Anton Bürger” und “Dresden” eingeprägt gewesen. KZ-Kommandant Burger aber stammte aus Österreich und habe niemals länger in Dresden gearbeitet.

Nach Angaben des Auktionshauses hatten Überlebende des Holocaust unter nicht ganz geklärten Umständen den Koffer mit den Instrumenten an sich genommen – die Schwiegertochter der Familie habe sie dann nach dem Tod ihres Mannes zur Versteigerung freigegeben. Laut “Welt Online” dürfte das Chirurgenbesteck einem nach Theresienstadt deportierten jüdischen Arzt gehört haben.

33.000 Juden ließen im KZ Theresienstadt ihr Leben

Das heute in Tschechien liegende KZ Theresienstadt war ursprünglich als “Altersghetto” für deutsche Juden gegründet worden. 33.000 Juden starben dort, 88.000 wurden weiter in Vernichtungslager deportiert. Lagerleiter Anton Burger wurde nach dem Krieg zum Tode verurteilt, konnte aber untertauchen. Bis zu seinem Tod 1991 im Alter von 80 Jahren lebte er unter falscher Identität in Deutschland.

(APA)

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