Polizeiputsch auf den Malediven - Präsident Nasheed zurückgetreten

In dem Inselstaat im Indischen Ozean gab es seit Wochen Proteste gegen den Präsidenten und seine Regierung. Am Dienstag brachten meuternde Polizisten nach Angaben von Medienvertretern das Staatsfernsehen unter ihre Kontrolle. Sie riefen die Bevölkerung zu Demonstrationen gegen Nasheed auf.
Streit um Richter eskalierte
Nasheed amtierte seit 2008 als erster demokratisch gewählter Präsident des Archipels, nachdem er seinen Amtsvorgänger Maumoon Abdul Gayoom nach 30 Jahren autoritärer Herrschaft besiegt hatte. Unter der Regierung seines Vorgängers war er wiederholt inhaftiert. Die jüngsten Proteste hatten sich im vergangenen Monat an der Festnahme eines Richters entzündet. Ihm wurde Fehlverhalten und die unzulässige Bevorzugung von Oppositionsvertretern vorgeworfen. Der Oberste Gerichtshof hatte die Freilassung des Richters gefordert, der aber in Militärhaft blieb.
Nach dem Rücktritt des maledivischen Präsidenten Mohammed Nasheed hat dessen bisheriger Stellvertreter Mohammed Waheed Hassan in der Hauptstadt Malé den Amtseid als neues Staatsoberhaupt abgelegt. Die Opposition verlangte unterdessen die Festnahme von Nasheed, dem sie Korruption und Machtmissbrauch vorwirft. Der zurückgetretene Staatschef habe wiederholt gegen die Verfassung verstoßen, erklärte Hassan Saeed, Chef der “Dhivehi Quamee Party”.
Waheed soll das Amt des Präsidenten bis zum regulären Ende von Nasheeds Mandat im November 2013 ausüben, meldete das Staatsfernsehen.
Durch steigenden Meehresspiegel bedroht
Die Malediven bestehen aus 1190 Inseln, von denen rund 200 bewohnt sind. Tourismus und Fischerei sind die Haupteinnahmequellen. Die Inselrepublik hat knapp 400.000 Einwohner, die große Mehrheit der Bevölkerung lebt in Armut. Von 1887 bis zur Unabhängigkeit 1965 waren die Malediven britisches Protektorat. 1968 wurde das Sultanat abgeschafft und die Republik ausgerufen, die dem britischen Commonwealth angehört. In der Hauptstadt Malé fand 1989 eine internationale Konferenz wegen der Bedrohung der Inseln durch den steigenden Meeresspiegel statt.
(APA)