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Fast Food an Schulen: Wien will kein Verbot, nur Bewusstseinsbildung

Gesund ist es wirklich nicht, aber Kinder lieben es nun mal: Fast Food
Gesund ist es wirklich nicht, aber Kinder lieben es nun mal: Fast Food ©Bilderbox (Symbolbild)
Wenn es um ungesundes Fast Food an Schulen geht, halten viele ein Verbot für die beste Lösung. Bestimmte Lebensmittel zu verbieten, ist jedoch rechtlich nicht möglich. In Wien will man deshalb auf Bewusstseinsbildung setzen.

Das Problem ist unter Schulkindern leider traurige Realität: Ungefähr ein Drittel der Sechs- bis 14-Jährigen kommt häufig oder immer mit leerem Magen zum Unterricht. Die Schulbuffets sind da oft erste Anlaufstelle. Denn nur etwa die Hälfte der Kinder bekommt von zu Hause eine Jause mit.

Das Angebot auf dem Schulgelände ist aber oft alles andere als gesund. Immer wieder werden daher Rufe nach einem Verbot von Wurstsemmel, Cola & Co. als Pausensnack laut. Die zuständigen Politiker setzen mangels Alternativen auf Aufklärung und Beratung.

Fast Food-Verbot ist nicht möglich

“Wir wären grundsätzlich auch dafür, dass ungesunde Lebensmittel in den Schulen verboten würden. Das ist aber leider nicht möglich”, sagte Fabian Fußeis, Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger (S), unter Verweis auf EU-Recht. Daher setze man auf Bewusstseinsbildung. Die Leitlinie Schulbuffet richtet sich an alle Anbieter, aber auch die für die Vergabe zuständigen Stellen: Die Schulen können bei der Ausschreibung ihrer Buffets entsprechende Qualitätskriterien in die Anforderungen aufnehmen.

Ab Jänner 2012 können sich zudem die Betreiber bei der Umstellung ihres Lebensmittelangebots von mobilen Beratern helfen lassen. “Das wird sehr gut angenommen, es gibt bereits zahlreiche Anmeldungen”, sagte Fußeis. Ein Verbot ungesunder Schulbuffets falle formal nicht in die Zuständigkeit des Unterrichtsministeriums, die Organisation von und Verträge mit Betreibern von Schulbuffets gehören in den Bereich der Schulautonomie, sagte Josef Galley aus dem Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S).

Schulpartner sollen selbst aktiv werden

“Wir ermutigen die Schulpartner, direkt an den Standorten aktiv zu werden und für gesündere Schulbuffets einzutreten.” Als Unterstützung gebe es den Nationalen Aktionsplan für gesunde Ernährung mit Beratung und Richtlinien für Schulbuffets. “Dazu gehört es etwa auch zu den Kriterien für das Gütesiegel für Tagesbetreuung, dass der Mittagstisch – streng vom Schulbuffet zu unterscheiden – natürlich gesunde, meist sogar Bio-Kost beinhalten muss, um dieses Gütesiegel überhaupt zu erhalten. Wir achten auch darauf, dass die Direktionen der Bundesschulen für die Tagesbetreuung gesunde Ernährung beim Mittagstisch anbieten”, so Galley.

Um gegen Konkurrenz wie Würstelstand und Pizzawagen bestehen zu können, müsse das Angebot an den Schulbuffets gesund und gleichzeitig attraktiv sein, betonte Fußeis: “Das ist aber machbar.” Hoffentlich – anderswo ist der Zug schon abgefahren: Laut einer im vergangenen Sommer in Philadelphia (US-Staat Pennsylvania) veröffentlichten Untersuchung nehmen US-Schüler durch Fast Food mehr Kalorien zu sich als bei der Schulspeisung: Mit insgesamt 18 Prozent holen sich Kinder und Jugendliche ihr Essen mehr als doppelt so oft aus Restaurant und Burgerbude als vom Schulbuffet, berichteten die Forscher an der University of North Carolina in Chapel Hill.

Gesunde Alternativen zu Fast Food

Selbst bei den Kleinsten hat Fast Food das Essen aus der Schule schon übertroffen. Erst kürzlich ist die US-Regierung mit ihrem Versuch gescheitert, Pommes frites und Pizza aus Schulen zu verbannen. Das Landwirtschaftsministerium wollte eine Verordnung durchbringen, die den Verkauf dieser fett- und kalorienreichen Gerichte in Schulkantinen eingeschränkt und mehr gesundes Gemüse in den Speisepläne erfordert hätte. Der Kongress hat das Vorhaben jedoch aus Kostengründen blockiert.

Ernährungsexperten empfehlen für die Jause Vollkorngebäck, Müsli, Obst, Gemüse, ein Milchgetränk oder Joghurt und kalorienarme Getränke wie Wasser oder stark verdünnte Fruchtsäfte. Als Belag eignen sich magerer Schinken, fettarme Wurst, Käse, Gemüse, Obst oder frische Kräuter.

Oft beginnt das Problem aber schon viel früher: Bei Schuleintritt haben viele Kinder bereits mit Übergewicht zu kämpfen. Laut dem jüngsten Ernährungsbericht aus dem Jahr 2008 sind 19 Prozent der Sechs- bis 15-Jährigen in Österreich zu dick, acht Prozent sogar fettleibig. Fast Food trägt zu dieser negativen Bilanz leider jede Menge bei.

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