Drogen und Alkohol: Zahl der Toten stabil

Die positive Nachricht: Die Zahl der Drogentoten ist in Österreich relativ stabil bis leicht rückläufig. 2010 starben 170 Personen nachweislich durch Drogenkonsum, bei weiteren 17 derartigen Fällen wurde keine Obduktion durchgeführt, wodurch kein Eindeutiger Nachweis möglich ist. Im Jahr zuvor waren es 187, wobei weitere 19 nicht obduziert wurden.
Zahl der Anzeigen um fünf Prozent gestiegen
Die Zahl der Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz ist hingegen um fünf Prozent gestiegen. Vor allem Anzeigen wegen suchtgifthaltiger Medikamente nahmen österreichweit um 16 Prozent zu.
Die Anzeigezahlen auf Länderebene zeigen keine einheitliche Entwicklung. In Kärnten stieg die Zahl der Anzeigen bezüglich Heroin und Opiate um 120 Prozent, in Wien um 26 Prozent und in Vorarlberg um 17 Prozent. In den restlichen Bundesländern bleiben sie entweder gleich oder fielen. Außer in Vorarlberg fielen in allen Bundesländern die Anzeigezahlen betreffend Ecstasy.
37.000 Menschen in Österreich suchtkrank
Laut Studienbericht müssen zwischen 25.000 und 37.000 Menschen in Österreich als suchtkrank eingestuft werden. „Konsumerfahrung“ mit illegalen Drogen haben deutlich mehr Menschen. 30 bis 40 Prozent der jungen Erwachsenen haben mit der Cannabis, zwei bis vier Prozent mit Ecstasy, Kokain und Amphetaminen und ein bis zwei Prozent mit Opiaten Erfahrungen.
Wenig geändert hat sich an den Charakteristika jener Menschen, die an Drogen sterben. 92 Prozent der toxikologisch analysierten derartigen Todesfälle waren auf ein oder mehrere Suchtgifte inklusive Opiate in Verbindung mit Alkohol und/oder Medikamenten zurückzuführen. Das Durchschnittsalter der Opfer betrug im vergangenen Jahr 32,4 Jahre. Drogentote sind sprichwörtlich “männlich”. 18 Prozent waren Frauen.
Drogen töten daheim
Drogenkranke sind nicht allein “abhängig”. Sie haben zu einem hohen Prozentsatz auch andere Erkrankungen. Suchtspezialisten haben immer wieder nachgewiesen, dass bei vielen Betroffenen eine psychiatrische Grunderkrankung im Hintergrund steht. Darüber hinaus sind die Todesopfer offenbar zum größten Teil Personen, die in ihrer physischen Gesundheit durch lange “Drogenkarrieren” krank geworden sind. So stellten die Gerichtsmediziner bei 72 Prozent Leberschäden, bei 66 Prozent Herzschäden und bei 50 Prozent Lungenerkrankungen fest.
Der Drogentod geschieht laut den Autoren – im Gegensatz zu vielen Klischees aus Medien – in den meisten Fällen nicht im öffentlichen Raum. Vielmehr starb die Mehrheit (73%) der Personen in einer Wohnung.
Erfolgsstory Substitutionstherapie
Eine echte Erfolgsstory ist in den vergangenen mehr als 20 Jahren die orale Substitutionstherapie für Opiat-Abhängige in Österreich geworden. “Zwischen 27 und 52 Prozent der Personen mit problematischem Drogenkonsum (mit Beteiligung von Opiaten) befanden sich 2009 in Substitutionsbehandlung”, heißt es im neuen Österreichischen Drogenbericht 2011. Die rechtlich strikt geregelte Drogenersatztherapie durch die Verschreibung von opiathaltigen Medikamenten verhindert gefährlichen intravenösen Konsum, bringt Abhängige weg vom illegalen Suchtgiftmarkt und fördert ihre medizinische und soziale Betreuung bzw. Reintegration.
Zu wenig Ärzte
Doch es gibt anhaltend Defizite bei der Betreuung dieser Patienten in niedergelassenen Arztpraxen. Dadurch müssen die Betroffenen für ihre Rezepte oft weit in Ambulanzen fahren, was das Management mit Beruf etc. schwierig macht. Fazit: Lange und komplizierte Abwicklung, überfüllte Krankenhausambulanzen. Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich sind von diesen Defiziten betroffen.
Dafür gebe es zwei Ursachen: Erstens gibt es in manchen Bundesländern noch immer keinen Honorarvertrag über die Betreuung von Substitutionspatienten zwischen Landesärztekammer und Gebietskrankenkasse, andererseits schrecken Ärzte vor der erforderlichen Ausbildung und dem Praktizieren der Substitutionstherapie zurück.
(apa/vol.at)