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Frankreichs Sozialisten ziehen mit Hollande in Präsidentenwahl

Der Herausforderer: Francois Hollande will Nicolas Sarkozy stürzen.
Der Herausforderer: Francois Hollande will Nicolas Sarkozy stürzen. ©EPA
Frankreichs Sozialisten haben ihren früheren Parteichef Francois Hollande (57) zum Kandidaten für die Präsidentenwahl im kommenden Frühjahr nominiert.

Im zweiten Durchgang der Vorwahlen, an dem sich am Sonntag rund drei Millionen Franzosen beteiligten, konnte sich Hollande mit 56 zu 44 Prozent gegen seine Nachfolgerin an der Parteispitze, Martine Aubry (61), durchsetzen. Er wurde von den übrigen vier Anwärtern unterstützt, die in der ersten Runde vor einer Woche ausgeschieden waren: Arnaud Montebourg, Ségolène Royal, Manuel Valls und Jean-Michel Baylet.

Hollande rief Partei zur Geschlossenheit auf

Der lange Zeit in den Umfragen führende frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn war wegen des Vorwurfs sexueller Verfehlungen nicht mehr als Kandidat in Frage gekommen. Hollande rief die Sozialisten zur Geschlossenheit auf und erklärte, dass es nicht “zwei Wahlkämpfe” geben werde. “Die Partei wird ihre Rolle spielen, und der Kandidat wird in Verbindung mit der Partei, mit der wir das politische Programm ausgearbeitet haben, den Wahlkampf führen”, betonte er.

Die Uneinigkeit zwischen der Kandidatin und der Partei hatte Segolene Royal, Hollandes frühere Lebensgefährtin, im Wahlkampf 2007 stark in ihrem Rennen gegen den bürgerlichen Konkurrenten und Wahlsieger Nicolas Sarkozy beeinträchtigt.

Zuversicht für weiteren Wahlkampf

Zahlreiche Anhänger Hollandes forderten eine Neuverteilung der Rollen innerhalb der Partei, nachdem PS-Chefin Martine Aubry bei der Stichwahl vom Sonntag geschlagen wurde. Sie kehrte umgehend an die Parteispitze zurück. Während des Vorwahlkampfs hatte Harlem Desir die Partei interimistisch geführt. Zahlreiche Persönlichkeiten der Parteileitung, wie etwa PS-Sprecher Benoit Hamon, gehören zu den engsten Mitkämpfern der unterlegenen Kandidatin.

Hollande zeigte sich allerdings versöhnlich, indem er betonte, dass die Parteichefin “im Dienste des Kandidaten steht”. “Alle Rahmenbedingungen erlauben eine große Zuversicht für den weiteren Wahlkampf”, betonte der Präsidentschaftskandidat. Unmittelbar nach Verkündung seines Wahlsiegs hatte Hollande am Sonntagabend betont, dass er den Wahlkampf gegen Sarkozy nicht alleine führen könne. “Ich brauche die Einheit, ich brauche eine solidarische Sozialistische Partei”. Auch Aubry sicherte zu, sie werde ihre “ganze Energie” darauf verwenden, “dass Hollande in sieben Monaten unser neuer Präsident der Republik ist”.

“breite Vereinigung” aller sozialistischen Kräfte gefordert

Dennoch betonte der Europaparlamentarier Stephane Le Foll, Hollandes Vorwahlkampfleiter, dass personelle Umstellungen innerhalb der PS-Leitung notwendig sein werden. “Die Partei kann nicht im aktuellen Zustand bleiben”, sagte Le Foll und fügte hinzu: “Wir zielen nicht auf Posten und Personen ab, man muss aber Synergien schaffen zwischen der Parteileitung und der Wahlkampfmannschaft. Man kann nicht einfach tun, als wäre nichts geschehen.”Ex-Europaminister Pietrre Moscovici, der Hollandes Vorwahlkampf koordiniert hat, betonte den Willen des Präsidentschaftskandidaten, Aubry auf ihrem Posten zu lassen, während der PS-Abgeordnete Julien Dray, ein weiterer Anhänger Hollandes, einen “neuen Ausgleich” in der PS-Direktion forderte.

Der Pariser Bürgermeister Betrand Delanoe, der an der Seite Aubrys Wahlkampf geführt hatte, betonte am Montag im Hörfunk “France Inter”, dass es nun an der Zeit sei, “die Mannschaften der beiden Lager zu vereinen”. Man müsse “sich vereinen und die Qualitäten aller Beteiligten optimieren”, betonte er. Parteisprecher Benoit Hamon sagte im Radiosender “Europe 1” auf die Frage, ob es eine Team-Umbildung an der PS-Spitze geben werde: “Das müssen Sie Francois Hollande fragen.” Segolene Royal, die sich bereits vor der Stichwahl auf die Seite ihres ehemaligen Lebensgefährten und Vaters ihrer vier Kinder geschlagen hatte, sprach sich für eine “breite Vereinigung” aller sozialistischen Kräfte aus. (APA)

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