Polizei: Ausmaße "Vielfaches" von Kampusch

“So ein kleines Verlies wie bei Natascha Kampusch dürfen wir uns nicht erwarten, immerhin hat es Platz für vier Personen geboten. Der Mann hat dort eine zweite Welt aufgebaut”, sagte der Polizist noch vor der Entdeckung des gut getarnten Eingangs.
Die Exekutive vermutet, dass das Gefängnis in dem Haus in Amstetten elektronisch gesichert sein könnte. “Wir sind da sehr auf der Hut und wollen nicht, dass noch jemand zu Schaden kommt”, so der Kriminalist hinsichtlich möglicher Sprengfallen. Dem Vernehmen nach soll sich in dem Verlies eine Kochplatte befunden haben. Zu Parallelen den Fall Kampusch betreffend, meinte Polzer, dass die Vorfälle jene in Strasshof um ein “Vielfaches” übertreffen würden.
Der Verdächtige habe sich seine Vorgangsweise “reichlich überlegt”. So galt die heute 42-Jährige seit 1984 als vermisst. Durch die manipulierten Briefe, die den weggelegten Kindern hinzugefügt waren, habe der 73-Jährige den Eindruck erweckt, dass sie zwar am Leben sei, aber sich nicht um die drei Kinder kümmern wolle. Nach dem Auftauchen der Frau habe er versucht, sie als “missratene Mutter” hinzustellen. Dies habe er mit “sehr großem Geschick gemacht”.
Zutritt verboten
Der 73-jährige Verdächtige sei seinen sieben Kindern, jenen die er mit seiner über 60 Jahre alten Ehefrau hat, gegenüber sehr autoritär gewesen. Der Keller sei “absolut tabu” gewesen. Dort habe er seine Werkstatt gehabt, Zutritt dazu wäre verboten gewesen.
Der Gesundheitszustand der 19-Jährigen, die sich im Krankenhaus Amstetten befindet, sei sehr kritisch. “Wir wissen nicht ob sie überleben wird”, meinte Polzer. Die 42-jährige Elisabeth F. sei ebenfalls in sehr schlechter Verfassung. Sie wurde als “extrem bleich” und “fahl” beschrieben, sie sehe 20 Jahre älter aus als sie tatsächlich sei, meinte Polzer.
Zum ersten Mal Tageslicht
Die beiden Söhne, die mit der Mutter ebenfalls im Verlies aufgewachsen seien, hätten laut Polzer gestern, Samstag, “erstmals Tageslicht” gesehen. Sie seien nur bei künstlichem Licht aufgewachsen. Die Kinder seien völlig verschreckt und ängstlich gewesen.
Die Exekutive stand zu diesem Zeitpunkt erst am Beginn der Ermittlungen. Der Verdächtige hatte noch gar nicht mit der Polizei gesprochen.