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Ärger unter Journalisten nach TV-Übertragung

Gerichtssprecher Cutka versteht Aufregung nicht
Gerichtssprecher Cutka versteht Aufregung nicht ©APA (Pfarrhofer)
Der zweite Verhandlungstag im Fall Josef F. hat für viele Journalisten mit Unverständnis begonnen. Der Unmut der internationalen Presse über den Ausschluss der Öffentlichkeit ist umso größer, als dann ORF-Radio- und Fernseh-Reporter doch ihre Fragen an den Angeklagten richten durften.

“Bestimmte Eigenheiten beim Prozess sind doch typisch österreichisch”, ärgerte sich zum Beispiel ein deutscher Berichterstatter. “Ich habe gar kein Verständnis dafür, dass ausgewählte Medien zugelassen sind”, ergänzte eine Kollegin aus Berlin. “Wir können uns ja auch ruhig verhalten und gesittet mit Block und Kuli in die Bank setzen”, meinte eine weiter Journalistin, die die Übertragung im Medienzelt neben dem Gericht verfolgte. Dass die Öffentlichkeit dem Prozess nicht beiwohnen darf, “das haben wir zur Kenntnis genommen”, meinte eine Reporterin von einem Madrider Privatsender. Wenn dann aber selektiert werde, “du darfst und du nicht”, verärgere das die Leute, meinte sie.

Beim ORF verstand man die Aufregung nicht. Es habe sich an der Ausgangslage gegenüber Montag nichts geändert, sagte ein Sprecher. Das Gericht habe entschieden, dass jeweils vor Prozessbeginn ein Fernseh- und ein Hörfunkreporter sowie ein schreibender Kollege von der APA – Austria Presse Agentur Zutritt zum Gerichtssaal bekomme (dem APA-Redakteur war der Zutritt ins Gerichtsgebäude allerdings verwehrt worden, Anm.). Angesichts des drohenden Chaos, wenn zig Kamerateams und Journalisten den Gerichtsraum stürmen würden, kann der ORF diese Selektion nachvollziehen. Der ORF stelle seine Bilder außerdem als eine Art Host Broadcaster interessierten Sendern zur Verfügung, so der Sprecher.

Franz Cutka, der Sprecher des Landesgerichts St. Pölten, verstand die Aufregung ebenfalls nicht, die im Pressezelt ausgebrochen war, nachdem ein ORF-Journalist Gelegenheit bekommen hatte, trotz eines Betretungsverbots für Medienvertreter Verteidiger Rudolf Mayer im Gerichtssaal zu interviewen und Josef F. auf seinem Weg zur Anklagebank zu filmen. Der ORF habe nur “anlässlich der Vorführung” von Josef F. und “vor dem Aufruf zur Sache” gefilmt, betonte Cutka.

Um 16.00 Uhr will Cutka die Medienvertreter über den Verlauf des zweiten Verhandlungstags informieren, der aus Opferschutzgründen zur Gänze unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Seine Mitteilungen dürften sehr knapp ausfallen, zumal es dem Gerichtssprecher aus rechtlichen Gründen untersagt ist, sich zum Inhaltlichen zu äußern. Aber auch zum Drumherum – wie etwa Josef F. während der Beweisaufnahme gewirkt hat – sind von Cutka wohl keine Angaben zu erwarten. “Ich komme nicht dazu, mich in den Verhandlungssaal zu setzen. Bei mir läutet ständig das Telefon, ich muss laufend Interviews geben. Ich sag, wie es ist”, so Cutka im Gespräch mit der APA.

Einige TV-Teams haben bereits am Montag angekündigt, dass sie am zweiten Verhandlungstag nach Amstetten weiterziehen wollten. Viele der internationalen Medienvertreter waren am Dienstagvormittag aus St. Pölten bereits abgereist.

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