So war das nicht geplant: Mit der Einführung von Bachelor-Studien sollten Absolvent einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss in der Tasche haben und früher als bisher in den Job einsteigen. Erst nach einigen Jahren Berufserfahrung sollte eine Höherqualifizierung und Spezialisierung im Rahmen von Master-Studien erfolgen. Tatsächlich folgen in Österreich aber nur wenige diesem Weg. 87,13 Prozent der bisherigen Bachelor-Absolventen in Österreich haben gleich ein weiterführendes Studium angeschlossen.
Bis zum Wintersemester 2008/09 haben laut Daten des Wissenschaftsministeriums 11.468 Personen an einer österreichischen Universität ein Bachelor-Studium absolviert. Von diesen schlossen 9.992 ein Master-Studium (MA) an. Übertrittsraten von über 90 Prozent gab es an der Uni Graz – sie zählte bisher mit 2.184 Personen die meisten Bachelorabschlüsse- sowie an den Universitäten Wien (2.134) und Salzburg (2.124).
Die hohen Übertrittsraten zeigen, dass der Bachelor bisher noch kaum als Ticket in die Arbeitswelt wahrgenommen wird. Von einer “gewissen Unsicherheit” unter den Studierenden und Professoren, aber auch Unternehmen spricht Michael Landertshammer, Leiter der bildungspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), gegenüber der APA. Dabei stehe die Wirtschaft hinter dem Umbau der Studienarchitektur: Man unterstütze die Bestrebungen, Bachelor-Absolventen mit Berufsbefähigung auszubilden. Allerdings habe die Wirtschaft auch die Erwartung, dass die BA-Absolventen eine allgemeine Ausbildung absolvieren, was für Landertshammer häufig noch nicht der Fall ist. Das Ziel müsse sein: “Im Bachelor-Studium lernt man schwimmen, der MA ist die weiterführende Spezialausbildung.”
Aber die Anpassung der Studiengänge an den Fachhochschulen (FH) und Unis im BA-Bereich hat für den Experten in vielen Fällen “viel zu stark spezialisierte” Studiengänge hervorgebracht. Ein Master-Studium könne daher häufig nur an der gleichen Hochschule erfolgen. “Hier fehlt die Durchlässigkeit”, so Landertshammer. Unternehmen als potenziellen Arbeitgeber der BA-Absolventen wie auch den Studierenden fehle die Transparenz und der Überblick. Die Wirtschaft unterstütze daher “die Entwicklung eines Masterplans für den tertiären Sektor, wie es im Regierungsprogramm steht”.
Der Bildungsexperte zeigt sich zuversichtlich, dass der BA “in zwei bis fünf Jahren” von der Wirtschaft und den Studierenden angenommen wird. Es müsse aber klar kommuniziert werden, über welche Kenntnisse ein Bachelor verfüge und welche “logischen Anknüpfungsstellen” es gibt. Wünschenswert wäre für Landertshammer, wenn der größte Teil der BA-Absolventen “auf den Arbeitsmarkt geht und anschließend berufsbegleitend einen MA absolviert”. Für eine solche Entwicklung brauche es aber auch eine gewisse Abstimmung innerhalb Österreichs, die Wirtschaft und Hochschulen müssten sich zusammensetzen.