Und natürlich an das Arbeiterviertel Wilhelmsburg, wo der langhaarige Deutschgrieche Zinos Kazantsakis in seinem Restaurant neben von Unkraut überwachsenen Schienen die Stammgäste mit frittierten Speisen versorgt. Adam Bousdoukos und Moritz Bleibtreu spielen die Hauptrollen.
Der ganze Film spielt in und um das Hamburger Szenerestaurant “Soul Kitchen”. Vorbild dafür war übrigens Adam Bousdoukos’ eigene Taverne in Ottensen. “Fatih und ich kennen uns seit der Schulzeit. Als ich diese Taverne hatte, hing auch er immer dort herum. Manchmal hat er dort aufgelegt und wir hatten immer viel Spaß”, erzählt der griechisch-stämmige Schauspieler Bousdoukus der gemeinsam mit Akin das Drehbuch zu “Soul Kitchen” schrieb. Im Film setzt sich das neue Gourmetkonzept langsam durch. Genauer gesagt ist es Heimat und der Nabel der Welt für Akins Protagonisten. Hier läuft für den griechischstämmigen Besitzer Zinos (Adam Bousdoukos) nichts mehr. Dessen Freundin bricht auf gen Fernost, er selbst zieht sich einen üblen Bandscheibenschaden zu. Und Bruder Ilias (Moritz Bleibtreu) ist ein Kleinkrimineller.
Nach einiger Zeit und Mühe gelingt es, die “Seelenküche” dank des ebenso begnadeten wie verrückten Kochs Shayn und einer Bedienung mit viel Ausstrahlung auf Trab zu bringen. “Soul Kitchen” steht für einen Mikrokosmos von Multi-Kulti, gescheiterten Existenzen, Überlebenskämpfern des Alltags und Romantikern, die ihrer Sehnsucht nachhängen. Das Thema Multikultur beschäftigt den erfolgreichen Regisseur in all seinen Filmen. Selbst Sohn türkischer Eltern wuchs der 36-Jährige in Hamburg auf und wollte mit diesem Film eine Art “Heimatfilm” schaffen, wie er selbst sagt.
Bewusst wählte Akin als Drehorte von Gentrifizierung bedrohte Stadtviertel, Biotope mit unfertigem Charme, die man unter Schutz stellen müsste, weil es sie bald nicht mehr gibt. Er zeigt auch die schönen und touristischen Seiten der Hanse-Metropole mit Speicherstadt, Elbe und Alster. Mit dabei die Filmfamilien-Mitglieder “Kneipenwirt” Adam Bousdoukos (“Kurz und schmerzlos”), “Knast-Bruder” Moritz Bleibtreu (“Im Juli”, “Solino”), “Sternekoch” Birol Ünel (“Gegen die Wand”) und Monica Bleibtreu in ihrer letzten Rolle als Familienpatriarchin. Der Soundtrack, zu dem die Schauspieler sich ihren Lieblings-Soul-Sound aussuchen konnten, verstärkt die intime Atmosphäre und reißt mit. Auch Jan Delay steuerte einen Song dazu bei.
Fernab der Sozial-Komödie schafft Fatih Akin mit seiner luftigen Fingerübung “Soul Kitchen” einen lockeren Film. Trotz kleiner Unebenheiten in der zweiten Spielhälfte glänzt sein atmosphärischer Schenkelklopfer als perfekt geschmierte Gagmaschine, deren Handlung trotz Milieuunterbau nicht allzu ernst genommen werden sollte.