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The American

Langsamer, bildstarker Thriller nach dem Roman "A very private Gentleman" mit George Clooney in der Hauptrolle: Der zweite Film des niederländischen Starfotografen Anton Corbijn ist ab 17. September in Österreichs Kinos zu sehen.
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The American: Bilder
Der Mann mit dem Auge für das Schöne, vereint mit dem Schönen schlechthin: Der niederländische Starfotograf Anton Corbijn hat sich mit einem der begehrtesten Schauspieler der Welt, George Clooney, zusammengetan, um einen ruhigen, bildgewaltigen Film zu schaffen. “The American” erzählt vom Auftragsmörder und Waffenspezialisten Jack, der sich in ein idyllisches italienisches Bergdorf zurückzieht, um seinen letzten Auftrag vorzubereiten – was keineswegs reibungslos abläuft. Am 17. September startet der bildstarke, wenn auch langsame Thriller in den österreichischen Kinos.

Man nennt ihn “Mr. Butterfly” – weil ein Schmetterling als Tätowierung seinen Rücken ziert, ein “schönes und bedrohtes Tier”, sagt Jack. In der Romanvorlage “A Very Private Gentleman” von Martin Booth gibt der smarte Amerikaner vor, Schmetterlinge zu malen, um seine wahre Tätigkeit zu verschleiern. In der Drehbuchadaption von Rowan Joffe wählt Jack den Beruf des Landschaftsfotografen. Viel passiert nicht, inmitten all den Landschaftsaufnahmen. Das, was passiert, ist größtenteils in George Clooneys Gesicht abzulesen – in seiner Mimik, seinen Reaktionen.

Prägnant ist dabei die zweite Sequenz des Films, in der Jack im Auto durch einen dunklen Tunnel fährt, umrahmt von schwachem, gelbem Licht, mit intensiver Musikuntermalung komponiert von Herbert Grönemeyer, und schließlich dem Eintauchen ins Tageslicht. Jack flüchtet – weg aus Schweden, wo ein Auftrag schiefgegangen ist und er seine Liebschaft erschießen musste, die Zeugin geworden war. Als Rückzugsort wählt er das Dorf Castel del Monte in den italienischen Abruzzen. Dort will er den letzten Auftrag seiner Karriere erledigen, zu ausgebrannt und gezeichnet ist er von den Sünden seiner Vergangenheit und der Einsamkeit, die mit dem Job einhergehen.

Vor einer malerischen Kulisse trifft Jack auf Menschen, die ihm dabei in die Quere kommen. So fällt es ihm schwer, der undurchschaubaren Auftraggeberin (Thekla Reuten) zu vertrauen – umgekehrt wenig Vertrauen bringt ihm der Dorfpfarrer, Pater Benedetto (Paolo Bonacelli), entgegen, der viel Interesse an dem Fremden zeigt und unangenehme Fragen stellt. Und die Prostituierte Clara (Violante Placido), eine beinahe zu stereotypisch heißblütige Italienerin, bringt Jack dazu, langsam sein Pokerface abzulegen und verliebt Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.

Ästhetisch und bildtechnisch kann man Anton Corbijn, der sich als Porträtfotograf und Musikvideo-Regisseur einen Namen gemacht hat, nichts vormachen. Während sein Debütfilm “Control” (2007) gänzlich in schwarz-weiß gehalten ist, besticht “The American” durch starke Farben, ruhige Nahaufnahmen, Einstellungen aus der Vogelperspektive und dem Spiel mit der Unschärfe. In anderen Momenten wiederum verzichtet Corbijn auf aufwendige Ausleuchtung, bleibt puristisch und erzielt so den größten Effekt. Bestes Beispiel: Clooneys Work-out ohne T-Shirt, wort- und farblos, weder ausgeleuchtet noch glänzend präsentiert.

Die einwandfreie Bildkomposition täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass wenig passiert. Ob das positiv oder negativ zu bewerten ist, ist Geschmackssache: So erzeugen die Actionszenen selbst (eine Verfolgungsjagd am Mofa oder auf Socken, um keine Aufmerksamkeit zu erregen) kaum Spannung – es ist jedoch Jacks Paranoia, die unglaublich ansteckend und packend ist. Wie Jack ist der Zuschauer durchgehend auf der Hut, schenkt keinem der Figuren Vertrauen, vermutet hinter jedem schönen Bild ein böses Geheimnis. Clooney geht in diesem Film über sein Image als Schönling hinaus, beweist erneut – wie zuvor unter anderem in “Syriana” (2005) – dass seine größte Stärke in seiner Mimik und Ausdruckskraft liegt. Wer auf das verführerische Clooney-Lächeln wartet, wird enttäuscht sein: Jack ist ernst, nachdenklich; kleidet und verhält sich so unauffällig wie möglich – und kaut in einer Tour Kaugummi.

www.theamerican.de

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