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The Fighter

Zwei Oscars für die Nebendarsteller: Christian Bale und Melissa Leo brillieren im siebenfach Oscar-nominierten Boxdrama mit eindringlicher Darbietung. Ab 8. April in den Kinos.
Zum Kino
Geschichten aussichtsloser Einzelkämpfer, die letzten Endes als strahlende Sieger hervorgehen, haben in Hollywood ja Tradition. In eine ähnliche Kerbe schlägt David O. Russells siebenfach Oscar-nominiertes und zweifach ausgezeichnetes Boxdrama “The Fighter”, das auf dem Leben des Profiboxers Micky Ward basiert. Im Unterschied zu anderen Produktionen fokussiert sich Russell allerdings nicht nur auf den Sport, sondern bringt unterschiedlichste Nuancen einer turbulenten Familiengeschichte zum Vorschein.
Recht schnell wird klar, dass hier nicht nur Micky Ward (Mark Wahlberg) im Mittelpunkt steht: In der kleinen Arbeiterstadt Lowell in der Nähe von Boston herrschen Tristesse und White-Trash-Feeling. Mickys älterer Halbbruder Dicky Eklund (Christian Bale) ist in dem heruntergekommenen Ort eine kleine Berühmtheit, konnte er doch einmal die Boxlegende Sugar Ray Leonard zu Fall bringen. Seine Glanzzeit ist aber längst vorbei, viel deutlicher tritt dafür eine beginnende Drogensucht zum Vorschein. Als Trainer seines jüngeren Bruders wird er zunehmend unzuverlässiger, was der mit stoischer Gelassenheit an seiner Karriere arbeitende Micky anfangs noch über sich ergehen lässt. Wahlberg agiert solide, gerät aber neben einem brillanten Bale mitunter zur Randfigur.

Zu dem ungleichen Brüderpaar, das sich allen Unterschieden zum Trotz sehr nahe steht, gesellt sich ein Ensemble aus wunderbar abseitigen Figuren, die sich immer mehr in Mickys Schicksal einmischen. Die Familie wird dabei eindeutig von der Mutter der beiden angeführt: Melissa Leo glänzt in Stöckelschuhen und mit losem Mundwerk als kettenrauchende Alice, die das Management ihres jüngsten Sohnes nicht immer zu seinen Vorteilen erledigt.

Als Gegenspielerin im Film tritt alsbald die Kellnerin Charlene (Amy Adams) auf, die versucht, Micky aus dem Abwärtsdrall zu befreien, für den sie seine Verwandtschaft verantwortlich macht. Es entwickelt sich ein zu erwartender Schlagabtausch zwischen Charlene und der Großfamilie Ward – immerhin neben der Mutter und dem Brüderpaar noch sieben Schwestern und ein überforderter Vater.

Insgesamt changiert “The Fighter” zwischen mehreren Handlungsebenen, ist ebenso Liebesfilm und Porträt einer sich selbst überlassenen Kleinstadt, wie die Geschichte einer Familie, die auseinanderzudriften droht. Den Drogenproblemen Dickys, für dessen Rolle Bale 15 Kilo abspeckte und mit eingefallenen Augen und gehetztem Gestus an seine Darstellung von Trevor Reznik in “The Machinist” (2004) erinnert, wird ebenfalls Raum gegeben. Im Film wird er von einem Kamerateam begleitet, das scheinbar an einer Dokumentation über Dickys Box-Comeback arbeitet – bis alle erkennen müssen, dass es eine Reportage über Cracksüchtige ist.

Die Ausstrahlung der Doku – die Dicky im Gefängnis und Micky von allen kurzzeitig verlassen in seinem Appartement verfolgt – wird zum Wendepunkt. Beide versuchen, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Das Ende wirkt letztlich zwar etwas vorhersehbar, bleibt aber glücklicherweise von allzu viel Pathos befreit. Alles in allem ein über weite Strecken unaufgeregter Film, der berührt und durch ein großartiges Ensemble besticht. (APA/Christoph Griessner – VOL Redaktion)

www.thefightermovie.com

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