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Die Erde, der erschöpfte Planet

Am heutigen Dienstag ist Welterschöpfungstag - jener Tag, an dem die Menschheit weltweit sämtliche für dieses Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen aufgebraucht hat.

“In Österreich leben wir aber schon seit Mai auf Kosten anderer Regionen”, kritisiert Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb den ökologischen Fußabdruck der Industrieländer. Allerdings sei der von Jahr zu Jahr steigende Energieverbrauch kein Naturgesetz. Man müsse die Effizienz steigern und den Verbrauch senken.

Dabei sei allerdings zu beachten, dass erneuerbare Energien nur Sinn machen, wenn sie fossile ersetzen und Einsparungen im Verbrauch nicht von anderen Stromquellen wieder zunichtegemacht werden.

“Energie-Revolution” statt Wende

Kromp-Kolb mahnt, dass statt einer Energiewende bereits eine “Energie-Revolution” nötig sei. Andernfalls werde nicht nur die globale Erwärmung aus dem kontrollierbaren Bereich geraten, sondern es drohen auch Öl-Rationierungen oder enorme Überwachung bei AKW, die wegen der Uranknappheit auf Plutonium umstellen müssen. In einem Referat bei der Herbstklausur der Grünen am Montag in Linz skizzierte sie das drohende Szenario.

“Der Klimawandel geht nicht weg, indem man ihn ignoriert”, so die Forscherin. Um das angepeilte Maximum von 2 Grad Celsius Erderwärmung nicht zu überschreiten, dürfe die Menschheit nur noch 750 Gigatonnen CO2 in die Atmosphäre bringen. Das entspreche etwa den noch vorhandenen Öl- und Gas-Ressourcen. “Die Kohle ist da aber schon nicht mehr enthalten”, ebenso keine noch unentdeckten Lagerstätten. Der Klimawandel sei nur bis 1,5 oder 2 Grad Celsius – 0,8 davon sind bereits erreicht – kontrollierbar, dann würden selbstverstärkende Effekte auftreten.

“Peak Oil”-Prophezeihungen

Wann der “Peak Oil”, der Höchststand der weltweiten Ölförderung, überschritten ist und die Produktion zurückgeht, könne man kaum seriös abschätzen, weil es meist Betriebs- oder Staatsgeheimnis sei, wie viel noch vorhanden ist. Allerdings rechne sie nicht nur mit massiv steigenden Preisen – zuletzt war von 200 Dollar pro Barrel in naher Zukunft die Rede. Auch Rationierungen seien zu erwarten, prophezeite Kromp-Kolb.

In der Kernenergie erwarten manche Experten bereits ab 2014 eine Verknappung von Uran, so die Wissenschafterin weiter. “Dann kommt man in die Plutoniumwirtschaft.” Dieses Material sei aber nicht nur extrem radiotoxisch, sondern auch nahe an der Waffenfähigkeit. Die Folge sei ein “ungeheurer Überwachungsaufwand”, der jenen nach 9/11 bei weitem übersteigen und damit zum demokratiepolitischen Problem werden könne, warnt die Klimaforscherin.

(APA)

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