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London: Blair dachte über Rücktritt nach

Mehrere Minister waren so besorgt über eine bevorstehende Demission Blairs, dass sie im vergangenen Monat an den Regierungschef appellierten, sein Amt nicht zurückzulegen.

Der britische Premierminister Tony Blair hat offenbar erstmals ernsthaft an seinen Rücktritt gedacht.

Gesundheitsminister John Reid, Kulturministerin Tessa Jowell und Erziehungsminister Charles Clarke versicherten Blair in getrennten Treffen, dass er weiterhin das Vertrauen der Regierung habe.

Die Überlegungen Blairs erfolgten nach Angaben der BBC, nachdem der Druck der Anhänger von Schatzkanzler Gordon Brown auf eine geordnete Amtsübergabe „neue Höhepunkte“ erreicht hatte. Blair ist durch den Irak-Krieg schwer angeschlagen, Anhänger von Brown drängen seit langem auf den Rücktritt des Premierministers. Mittlerweile sei Blair aber wieder „entschlossen, im Amt zu bleiben“, berichtet der Sender.

Die Berichte erfolgen wenige Tage vor einer neuen Belastungsprobe für Blair. Am Mittwoch veröffentlicht Lord Butler seinen Untersuchungsbericht über das Zustandekommen des umstrittenen Irak-Dossiers der britischen Regierung vom September 2002. Nach ersten durchgesickerten Vorausinformationen wird Butler politischen Druck auf die Geheimdienste kritisieren. In dem Dossier behauptete die Regierung, der Irak verfüge über Massenvernichtungswaffen, die innerhalb von 45 Minuten einsatzfähig seien.

Einen Tag später finden Nachwahlen in zwei bisher von Blairs Labour Party gehaltenen Wahlkreisen in Birmingham und Leicester statt. In beiden Bezirken leben zahlreiche Moslems, die bei der letzten Wahl überwiegend Labour wählten, sich nun aber nach Umfragen von Blairs Partei wegen des Irak-Kriegs abgewandt haben. Ein Verlust der beiden Sitze würde zwar nichts an Labours überwältigender Mehrheit im Unterhaus ändern, hätte aber große symbolische Bedeutung.

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