Mathias arbeitet schnell. Der Jus-Student hat sichtlich Erfahrung im Sortieren von Arzneimittelpackungen. Sechs Jahre, da weiß er, wie es am besten geht. Mathias war auf der Suche nach einem Ferialjob, als ihm ein Bekannter den Tipp mit dem Aussätzigen-Hilfswerk gab. Heute gehört der junge Bregenzer immer noch zum Team, das Sommer für Sommer unzählige Medikamente verpackt und an Missionsspitäler, Buschambulanzen sowie Armenapotheken quer über den Erdball verschickt. Allein heuer gehen rund 23 Tonnen hinaus. Damit kann 4,5 Millionen Menschen geholfen werden, erzählt Stefan Schertler, Projektleiter der Medikamentenaktion, nicht ohne Stolz.
Spenden mit Wert
Die Lagerhalle in Lauterach ist voll bis unters Dach. Medikamente, Krankenhausbetten, medizinische Geräte, Apparaturen und andere Hilfsgüter: alles zur Verfügung gestellt von österreichischen Spitälern, Ärzten, Apotheken und Pharmafirmen. Auf rund neun Millionen Euro schätzt Stefan Schertler den Wert des gespendeten Materials. Dem Aussätzigen-Hilfswerk, das Teil der Missio Vorarlberg ist, bleiben lediglich die Transportkosten. Fünf Cent pro Packung. Das läppert sich bei dieser Menge zwar auch. Aber die Speditionen kommen uns da sehr entgegen, sagt Schertler.
Immer mehr Ansuchen
Seit über 25 Jahren leistet das Aussätzigen-Hilfswerk mit der Medikamentenaktion gezielte Hilfe für Menschen in den ärmsten Regionen der Welt. Zwischenzeitlich wurde die Einrichtung zur zweitgrößten Hilfsorganisation, die medizinische Unterstützung im Ausland leistet. Trotzdem scheint es zu wenig. Die Nachfrage steigt, bestätigt Stefan Schertler. Denn die Not werde nicht geringer. Immer mehr Ansuchen um medizinische Hilfe finden sich auf seinem Schreibtisch. Sie kommen aus Afrika, Südamerika, Asien und Osteuropa. Wir sind sogar in der Slowakei tätig, bemerkt der Projektleiter. Nur einige Hundert Kilometer von Österreich entfernt gibt es Spitäler, in denen die Menschen bis heute auf dem Boden schlafen mussten, erzählt er mit ernster Miene. Ein bisschen Erleichterung sollen elf Sattelzüge mit Krankenhausausrüstungen bringen.
Die einzige Bezugsquelle
Doch wohin die Reise auch geht, die Post aus Vorarlberg wird überall sehnsüchtig erwartet. Für die kleinen Buschambulanzen stellt das Aussätzigen-Hilfswerk die einzige Bezugsquelle bei Medikamenten dar. Geliefert wird, was bestellt ist. Das macht zwischen 50 und 150 Kartons aus. Damit müssen die Spitäler ein Jahr lang wirtschaften, verdeutlicht Stefan Schertler. Dass abgelaufene Ware verscherbelt wird, kommt übrigens nicht infrage. Jedes Medikament muss beim Versand noch eine Haltbarkeit von mindestens sechs Monaten aufweisen, betont Pfarrer Edwin Matt, seit April Leiter der Missio Vorarlberg.
Fachkundige Aufsicht
Die Abgabe der Lieferungen erfolgt an Vertrauenspersonen vor Ort. Die Leute sind auch mit der Anwendung der Medikamente vertraut, kann Stefan Schertler guten Gewissens garantieren, dass die Hilfe ankommt und fachkundig erfolgt. Die jungen Leute packen konzentriert und routiniert an. Die meisten zählen schon zum Stammpersonal. Die Arbeit macht Spaß, weil es eine sinnvolle Tätigkeit ist, sind sich Mathias und Marita in ihrer Einschätzung einig. Nächste Woche muss die Halle leer sein. Dann beginnen auch für die fleißigen Helfer die Sommerferien.
(VN)