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Kaprun gedenkt der Brandkatastrophe

Fast zwei Jahre ist es her, dass Österreichs größtes Zivilunglück stattfand: das Feuerinferno vom 11. November 2000 in Kaprun.

Bei dem Unglück fanden 155 Menschen im Tunnel der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn den Tod. Die Pinzgauer Gemeinde wird an diesem Jahrestag ganz im Zeichen der Trauer stehen.

Angehörige und Freunde der Opfer werden um 9.00 Uhr unter Ausschluss der Öffentlichkeit bei einem ökumenischen Gottesdienst der Katastrophe gedenken. Um 19.00 Uhr hält Prälat Balthasar Sieberer in der Kirche ebenfalls einen Gedenkgottesdienst.

Die Trauerfeierlichkeiten fallen gerade in die zweite längere Pause des Kaprun-Prozesses, der am 18. Juni dieses Jahres im Salzburger Kolpinghaus begonnen hat. 16 Personen (Gletscherbahn-Bedienstete, Beamte des Verkehrsministeriums und Vertreter von Privatfirmen) müssen sich seither vor Richter Manfred Seiss verantworten.

Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat wirft 13 von ihnen das „Vergehen der fahrlässigen Herbeiführung einer Feuersbrunst“ vor, den drei Übrigen das Vergehen der „fahrlässigen Gemeingefährdung“. Der Strafrahmen beträgt sechs Monate bis fünf Jahre. Mit einem Urteil wird Anfang nächsten Jahres gerechnet. Die Verzögerung ergab sich, weil einige ergänzende Gutachten eingeholt werden mussten, und auch deswegen, weil der Mangel an Schreibkräften mehrmals Zwangspausen notwendig machte.
In den USA kämpft indessen der nicht unumstrittene Anwalt Ed Fagan auf dem Zivilrechtsweg um Schadenersatz für die Hinterbliebenen. Die Klagen des Advokaten, der über 100 Angehörige von Kaprun-Opfern vertritt, richten sich gegen einige Firmen. Zugelassen wurde bisher aber nur die Klage gegen die deutsche Siemens AG – und zwar nach österreichischem Recht.

Mehrere Klagen hat das Bezirksgericht in New York wegen Unzuständigkeit abgewiesen, darunter gegen Siemens Österreich. Fagan überlegt, die Klagen bei einem anderen US-Gericht nochmals einzubringen. Die Forderungen belaufen sich in Millionenhöhe. Der Jurist rechnet mit einem US-Prozessbeginn im Mai 2003.

Ebenso still wie die Gedenkveranstaltung 2002 geht zur Zeit auch die Ideensuche für eine Gedenkstätte in Kaprun vor sich. Eingeladen wurden dazu von den Angehörigen namhaft gemachte Künstler. Die Gedenkstätte soll am Gegenhang des Tunneleingangs allen Angehörigen – unabhängig von Religionszugehörigkeit etc. – ab nächstem Jahr eine Möglichkeit bieten, an Ort und Stelle ihrer Familienangehörigen und Freunde zu gedenken. Die Gemeinde Kaprun, Land und Bund werden jenes Projekt finanzieren und realisieren, für das sich die Angehörigen, die dazu befragt werden, mehrheitlich entscheiden.

Anstelle der ausgebrannten Seilbahn befördern nun der „Gletscherjet 1“, der am 23. Dezember 2001 in Betrieb genommen worden war, und der neue „Gletscherjet 2“, der am 19. Oktober dieses Jahres eröffnet wurde, die Personen auf das „Kitz“. Zusammen mit der Panorama- und der Langwiedbahn ist das Kitzsteinhorn damit wieder über zwei unabhängige Bahnsysteme erreichbar. Die Standseilbahn im Unglücksstollen wird für den Personenverkehr nicht mehr genutzt.

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