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Als die Welt noch in Ordnung war

Optimismus war die Devise auf der New Yorker Modewoche. Vermieden wurden düstere Macho-Anspielungen auf den Irak-Krieg.

Anspielungen wie ihn die europäischen Designer in diesem Herbst bevorzugt mit Cowboy-Stiefeln, Tarnkleidung und Uniform-Mänteln zur Schau stellten. Locker und leicht schwangen die Models über die Laufstege im Bryant Park. Pastelltöne und auffallend viele transparent verwendete Materialien wie Seide, Viskose und federleichter Kaschmir setzten die Stimmung.

Der amerikanische Designer Peter Som beschrieb seine Kollektion gar als „ein Gefühl von wissender Unschuld“ und der Verkörperung von „Optimismus mit weit aufgerissenen Augen“. Extrem kurze, weite Minikleidchen mit Anemonen-Aufdruck und Empire-Taillen aus Chiffon waren seine Antwort auf die selbstgestellte Aufgabe.

F. Scott Fitzgeralds Roman „Der große Gatsby“, aus einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung schien, inspirierte nicht nur Marc Jacobs für den kommenden Frühling und Sommer. Er schlug Röcke in duftigen Schichten, eine Flut von schmalen Rüschen und trägerlose Kleider vor. Anne Klein, Oscar de la Renta und Carolina Herrera schienen sich in dieser Saison alle auf ein optimistisches Sonnengelb spezialisiert zu haben.

Calvin Klein und Kenneth Cole blieben bei ihrem Leisten und hatten vor allem Klassiker zu bieten. Cole, der gleichzeitig sein 20. Unternehmens-Jubiläum feierte, erinnerte mit doppelgeknöpften Trenchcoats, schmal geschnittenen Streifenhosen und ledernen Pullovern mit V-Ausschnitt an frühere Entwürfe. Bei Calvin Klein überwogen wieder Schwarz, Weiß, Braun und cremiges Orange.

Grell bunt und fröhlich ging es dagegen bei Baby Phat zu, dem Label von Designerin Kimora Lee Simmons, der Frau des Hiphop-Produzenten Russell Simmons. Sie hatte für ihre Entwürfe gewagte Farbkombinationen wie Lila und grelles Grün, Gelb und kräftiges Türkis gemischt und gewährte durch interessante Schnitte viele Blicke auf Haut.

Betsey Johnson hatte ihren Optimismus gar in eine (fast) wilde Party verwandelt. Sie veranstaltete mit einer freizügigen Präsentation ein wahres Happening. Zu Klängen von „Crazy in Love“ rockten die Models über den Laufsteg und zeigten sich in halb nackten Netz-Shirts mit Troddeln, die gerade das Nötigste verdeckten, und Federumrandungen, die gar nichts verdeckten.

Die Partys waren verspielter als noch vor einem Jahr. Das französische Label Lacoste mit dem Krokodil als Markenzeichen lud bei Kerzenschein standesgemäß in den Kinderzoo des Central Parks ein. Und Betsey Johnson hatte ihre Afterparty im „Coral Room“, der gegenwärtigen New Yorker In-Bar mit strippenden Meerjungfrauen im Riesen-Aquarium.

Auch die Stars ließen sich gerne am Laufsteg sehen: In diesem Jahr kamen Popstar Beyonce Knowles und ihr Freund Jay-Z, Grammy-Gewinner Wyclef Jean, Hollywood-Star Robert Redford, „Sex And The City“-Schauspielerin Cynthia Nixon und Bau-Milliardär Donald Trump.

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