"Kreuz König" für Anschläge verantwortlich?
Der Sender berichtete am Mittwoch, der frühere irakische Vizepräsident, Izzat Ibrahim al Duri, organisiere die Anschläge. Dies gehe aus Befragungen von Gefangenen hervor, berichtete CNN unter Berufung auf Informationen aus dem Pentagon.
Duri ist im vom Pentagon entworfenen Kartenspiel der meist gesuchten Iraker die Nummer 6 und scheint als „Kreuz König“ auf. Der ehemalige Vize-Chef des Revolutionären Kommandorats und Kommandant der irakischen Nordarmee stammt wie Saddam aus Tikrit und gilt als dessen Vertrauter. Er soll sich aber zur Zeit nicht an dem selben Ort wie Saddam versteckt halten.
Nach dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen sind mittlerweile mehr US-Soldaten getötet worden als im Irak-Krieg selbst. Wie das Pentagon mitteilte, stieg die Zahl der bei Kampfhandlungen getöteten US-Soldaten seit Anfang Mai auf 117. Im Krieg waren bei Kämpfen 114 US-Soldaten getötet worden.
In Washington werden nun offenbar neue Prioritäten gesetzt. Einige Einheiten im Irak seien bereits von bisherigen Aufgaben abgezogen worden, um den Kampf gegen die Aufstandsbewegung zu verstärken, teilte Pentagon-Sprecher Lawrence Di Rita mit. Außerdem wird in Washington darüber diskutiert, ob ein Teil der 1.400 Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter, die bisher erfolglos nach Massenvernichtungswaffen im Irak suchten, sich der Fahndung nach den Verantwortlichen der Anschläge anschließen sollten. Eine Entscheidung dazu ist aber offenbar noch nicht gefallen.
Heftig kritisierte der politische Ex-Berater des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, Benjamin Barber, am Mittwochabend bei einem Vortrag in Wien die US-Regierung: „Sie verstehen die Geschichte der Vereinigten Staaten nicht. Beinahe alles, was die USA im Irak und in Afghanistan tun, ist ein Fehler“. Zur früheren Unterstützung des Saddam-Regimes durch die USA sagte Barber: „Es gibt einen Grund, warum (US-Präsident George W.) Bush daran geglaubt hat, Massenvernichtungswaffen im Irak zu finden: Weil wir sie Ihnen in den 80er Jahren gegeben haben.“
Zwei Kongressabgeordnete haben der US-Regierung vorgeworfen, sie bezahle dem Ölkonzern Halliburton überhöhte Preise für den Import von Benzin in den Irak. Halliburton wurde früher von US-Vizepräsident Dick Cheney geleitet. Die USA bezahlten für aus Kuwait importiertes Benzin bei Halliburton 2,65 Dollar pro Gallone (rund 60 Euro-Cent pro Liter), während Experten einen angemessenen Preis mit höchstens einem Dollar pro Gallone veranschlagten, schrieben die demokratischen Abgeordneten Henry Waxman und John Dingell in einem Brief an die US-Regierung.
„Wir wissen, dass jemand damit reich wird, Benzin in den Irak zu importieren“, sagte Waxman in einer Mitteilung. „Was wir nicht wissen ist, wer das Geld verdient: Halliburton oder die Kuwaiter?“ Eine Halliburton-Sprecherin wies die Vorwürfe zurück. Die Halliburton-Tochter Kellogg Brown & Root hat einen Vertrag mit der US-Armee zum Wiederaufbau der irakischen Ölindustrie. Cheney hatte den Halliburton-Konzern fünf Jahre lang geleitet, bevor er 2000 als Vizepräsident kandidierte.
Der Präsident der Weltbank hat die USA, Deutschland und andere Industriestaaten aufgefordert, dem Irak mindestens zwei Drittel seiner Schuldenlast zu erlassen. Auf diese Weise erhalte das Land nach Krieg und dem Sturz von Saddam die Chance auf eine wirtschaftliche Erholung, sagte James Wolfensohn am Mittwoch vor dem Presseclub in Washington. Die Verbindlichkeiten des Irak bei den 19 Staaten des Pariser Clubs – unter ihnen die führenden Industriestaaten – belaufen sich nach seinen Angaben auf rund 40 Milliarden Dollar. Mindestens 80 Milliarden Dollar schuldet der Irak anderen Staaten, vor allem in der arabischen Welt.