CDU-Chefin Angela Merkel hat die Liberalen bereits vor einer Überreizung gewarnt. Keiner darf sich für stärker halten, als er ist, sagte sie am Mittwoch. Die Parteien müssten fair miteinander umgehen und die Entscheidung über einen gemeinsamen Kandidaten rational treffen.
FDP-Kandidat
Zuvor war durchgesickert, dass die beiden FDP-Ehrenvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff und Hans-Dietrich Genscher ihren Parteichef Guido Westerwelle massiv drängen, gegenüber den Unionsparteien CDU und CSU auf Nominierung eines gemeinsamen FDP-Kandidaten zu bestehen. Entweder werde mit der Union FDP-Fraktionschef und Ex-Parteichef Wolfgang Gerhardt durchgesetzt oder aber mit Rot-Grün die Ex-Ausländerbeauftragte Cornelia Schmalz-Jacobsen.
Priorität habe für die FDP Gerhardt, aber SPD-Chef Bundeskanzler Gerhard Schröder habe schon ein Ja zu Schmalz-Jacobsen angedeutet, hieß es. Angeblich wächst intern deshalb der Druck auf CSU-Chef Edmund Stoiber, für das höchste Staatsamt zu kandidieren: Wenn mit der FDP ein Unions-Mann denkbar sei, dann er. Stoibers Sprecher wies aber eine mögliche Kandidatur neuerlich dezidiert zurück.
Zünglein an der Waage
In der Bundesversammlung ist die FDP das Zünglein an der Waage. Mit ihren 80 Elektoren könnten die Freien Demokraten sowohl einem Kandidatenvorschlag der Union, aber auch von SPD und Grünen zur Mehrheit verhelfen. Die Wahl des deutschen Staatsoberhauptes findet am 23. Mai statt. Die Bundesversammlung ist aus den Mitgliedern des Bundestags und einer gleichen Zahl von Delegierten zusammengesetzt, die von den Landtagen der Bundesländer entsandt werden.
Der amtierende SPD-Präsident Johannes Rau hatte auf eine Wiederkandidatur verzichtet.