Weil ein 27-jähriger Mann am 8. November 2003 in einem Lokal in Wien zu laut redete, bekam er Schwierigkeiten mit einem Stammgast. Der Streit im Hinterzimmer eskalierte, der Attackierte und sein 22-jähriger Freund flüchteten, der Stammgast und vier seiner Freunde liefen hinterher. Die Auseinandersetzung endete mit einer Messerstecherei auf der Straße. Am Dienstag, mussten sich die Geflohenen wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung im Wiener Landesgericht verantworten. Verurteilt wurden sie jedoch wegen Raufhandels.
Richter Friedrich Forsthuber sah keine Indizien für eine absichtliche schwere Körperverletzung. Ich glaube nicht, dass es ein völlig einseitiger Angriff war, sagte der Vorsitzende. Bei der Schlägerei wurden drei der fünf Verfolger verletzt – davon zwei schwer. Der 27-Jährige bekam auf Grund einer zusätzlichen Anklage wegen Sachbeschädigung eine neunmonatige, sein Freund eine siebenmonatige bedingte Strafe. Sowohl Staatsanwalt als auch die Angeklagten nahmen den Rechtsspruch an. Die Urteile sind daher rechtskräftig.
Sieben Aussagen, sieben verschiedene Versionen
Leicht hatte es Richter Friedrich Forsthuber bei der Einvernahme der Beschuldigten und Zeugen nicht. Die beiden Angeklagten gaben an, in Notwehr gehandelt zu haben. Der Stammgast will wiederum nichts von einem Streit mit Naser K. vernommen haben. Er hat sich nur bei mir entschuldigt. Der Richter: Wozu geht man denn in ein Hinterzimmer? Meistens dann, wenn man ein Auseinandersetzung auszutragen hat. Dennoch wollte der Stammgast nichts von einem Streit wissen. Nachdem die beiden Angeklagten gegangen waren, sei er zum Luftschnappen vor das Lokal gegangen und dort von dem 27-Jährigen plötzlich mit einem Pfefferspray attackiert worden.
Wer letztendlich vor das Lokal gegangen war, um bei der Schlägerei dabei zu sein, konnte auch von dem Gericht nicht geklärt werden. Bei den sieben Zeugenaussagen gab es sieben verschiedene Versionen. Zumindest wollte – bis auf drei Opfer – keiner vor die Tür gegangen sein. Nur der Wirt, der – wie er selbst angab – sehr betrunken war, sah während des Vorfalls niemanden mehr in seinem Lokal.
Redaktion: Bernhard Degen