AA

Opernball: Hose-runter-Einlage hat Konsequenzen

&copy APA
&copy APA
Die amüsante Schluss-Einlage des Staatsopernballetts, wo die Tänzer bis auf die Short strippten, schlägt noch immer Wellen - Staatsoperndirektor Holender entzog dem Ballett-Chef Zanella das Vertrauen.

Die von Renato Zanella choreografierte Balletteinlage des letzten Opernballs sorgt für einen neuen Zwist zwischen Staatsoperndirektor Ioan Holender und seinem Ballettchef in dessen letztem Jahr im Haus am Ring. Zanella soll Holender laut „Kurier“ nicht über die Schlussszene informiert haben, in der die Männer ihre Kleidung bis auf die Unterwäsche ablegten. „Auf der Generalprobe war es nicht so. Er hat es mir auch nicht gesagt, und vielen Sponsoren missfiel diese Szene“, so Holender zur APA, der Zanella für 2005 nicht mehr mit der Choreografie der Opernball-Balletteinlage beauftragen will.

„Ich habe es Direktor Holender sehr wohl nach der Probe gesagt“, meinte Zanella im Gespräch mit der APA dazu, „Wie so etwas eine Aufregung verursachen kann, verstehe ich nicht. Ich habe bereits vor Jahren eine Choreografie für den Opernball gemacht, bei der die Frauen ihre Röcke ausgezogen haben. Da hat sich niemand empört“. Holender: „Es geht nicht um Aufregung, sondern darum, dass Zanella mir nichts davon gesagt hat. Er will zwar die Verantwortung übernommen haben, aber das ist lächerlich, denn ich habe die Verantwortung“. Zanella dagegen besteht darauf, den Staatsopernchef nach der Generalprobe um seine Meinung zur – erst für den Opernball geplanten – Schlussszene gefragt zu haben.

Holender: “Zanella lügt”

„Die Tänzer haben da im Kostüm getanzt, aber tatsächlich ihre Hosen zuletzt angelassen. Das lag an der ganzen Atmosphäre, Netrebko und Heltau waren gar nicht im Kostüm. Ich habe aber am Tag des Balles, nach der Probe zur ’Zauberflöte für Kinder’, Holender gefragt, ob er die Szene nicht für zu lang hält, nachdem ich ihm erklärt habe, was die tun werden. Er hat nichts darauf gesagt“, so Zanella. Holender dazu empört: „Zanella lügt. Ich weiß auch vom Betriebsrat, dass die Tänzer die Anweisung hatten, nichts zu verraten, weil das Ganze ja eine Überraschung hätte werden sollen. Und dieses erzwungene Verschweigen war ihnen unangenehm“.

Zanella über die Tänzer: „Das sind Profis, die ein ganz anderes Verhältnis zu ihrem Körper haben, für die ist das alles kein Problem“. Und schließlich sei die Szene Resultat eines heiter-ironischen, dramaturgischen Konzeptes zur „Carmen-Quadrille“ von Eduard Strauß gewesen. „Ein aufgeblasener blöder Gag“, kommentiert Holender lapidar.

Spießige Sponsoren

Die Balletteinlage sei ein Bestandteil des Opernballs, so Holender, bei einem von ihm choreografierten eigenen Ballettabend könne er „ja machen, was er will, außer es verstößt gegen den Anstand, dann würde ich eingreifen. Ich habe jedenfalls an die fünfzig Emails von Kunden bekommen, denen es nicht gefallen hat. Es sind aber immerhin die Kunden, durch die ich Geld verdiene, da geht so etwas nicht“.

Als Konsequenz wird der Staatsopernchef Zanella in dessen letztem Jahr als Ballettchef (er wird ab Herbst 2005 Intendant der Wörtherseebühne in Klagenfurt, Anm.) nicht mehr mit der Choreografie der Balletteinlage für den Opernball 2005 beauftragen. „Die Sache ist damit für mich erledigt“, so Holender. „Dann werde ich eben entspannt als Gast zum Opernball kommen“, so Zanella.

Redaktion: Bernhard Degen

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Opernball: Hose-runter-Einlage hat Konsequenzen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen