Kein Kurswechsel in Polens SLD
Erst vor Monatsfrist hatte er seinen früheren Innenminister überredet, sein Amt abzugeben und stattdessen den Fraktionsvorsitz der SLD zu übernehmen.
Nun weiß der Ministerpräsident seinen treuen Gefolgsmann auch an den Schalthebeln der Partei. Als würdiger Nachfolger jener Machtposition, von der Miller aller innerparteilichen Aufrufe zum Trotz zuvor wochenlang nicht zurücktreten wollte.
Der 53-jährige Jurist Janik wirkte jahrelang im kommunistischen Landjugendverband und war Ende der Achtigerjahre Vorsitzender des Klubs der Intelligenz der polnischen Arbeiterpartei. Wie Miller wird der ehemalige Apparatschik Janik zur Betonkopffraktion gerechnet.
Janik war zwei Jahre lang Generalsekretär der postkommunistischen SdRP aus der die SLD entstanden ist. Janik hat als Wahlkampfverantwortlicher namhaft zum Sieg der SLD bei den Parlamentswahlen vor drei Jahren beigetragen. In der Regierung Miller leitete er bis Mitte Januar dieses Jahres das Innenministerium. Der angesehene Fachmann in Administrationsfragen ist seit 1993 Parlamentsabgeordneter.
Die SLD wird erneut zu einer Partei des Dialogs, die es versteht, die Probleme der Leute ernst zu nehmen”, kündigte Janik am Sonntag vor der Presse an. Der Partei, die sich zur Rettung des polnischen Staatshaushalts gezwungen sieht, ein einschneidendes Sparprogramm durchs Parlament zu boxen, sind in den letzten fünf Monaten fast die Hälfte ihrer Mitglieder abgesprungen. Dass es ausgerechnet Janik gelingt, die enttäuschte Basis zurückzugewinnen, wird allgemein bezweifelt.
Janik wäre ein guter Chef für normale Zeiten, aber wir haben es mit einer Alarmsituation zu tun”, sagt Tomasz Nalecz, Vizechef der kleinen linken Koalitionspartnerin Arbeitsunion (UP). In Warschau wird die Wahl Janiks als Bestätigung des bisherigen Kurses gesehen. Die von Miller selbst vor sechs Wochen empfohlene Jolanta Banach vom linken Parteiflügel hatte keine Chance und zog ihre Kandidatur am Samstag schließlich zurück.
Sie war als Möglichkeit gesehen worden, der Partei ihr soziales Gesicht” zurückzugeben. Gleich erging es Innenminister Jozef Oleksy, dem profiliertesten Kritiker Millers innerhalb der SLD. Immerhin wurde ein Vertreter der Jungsozialisten als einer von fünf Vizeparteichefs gewählt.