Australien: Angst vor Terror
Mit den Spekulationen über eine Verwicklung des Terrornetzwerks El Kaida in die Anschläge von Madrid wächst nun auch in Australien die Angst vor blutigen Racheakten. Sorge bereitet zudem eine weitere Parallele zu Spanien, wo der Terror wenige Tage vor der Wahl zuschlug: Auch die Australier gehen in diesem Jahr an die Wahlurne.
Jedes Land, das sich an die Seite der USA stellt, ist leider ein Ziel, erklärte am Dienstag ein Anti-Terror-Experte der amerikanischen Bundespolizei FBI beim Besuch in Sydney. Der Einschätzung, dass ein Anschlag in Australien nahezu unabwendbar sei, müsse er zustimmen, sagte John Pistole im Rundfunksender 2UE.
Die Terrorgefahr ist auch für Howards Regierung präsent – offiziell ihrer Ansicht nach aber auch nicht stärker als vor dem Golfkrieg. Der Irak ist kein Thema, das El Kaida angetrieben hat, betonte Außenminister Alexander Downer am Dienstag in einem Fernsehinterview. Sie werden vom Fundamentalismus getrieben. Sie sind gegen uns wegen unserer Standpunkte, nicht wegen irgendeines besonderen Themas. Zur Zielscheibe von Terroristen wurden Australier bereits vor dem Golfkrieg, im Oktober 2002: Damals kamen bei Anschlägen auf Nachtclubs auf der indonesischen Ferieninsel Bali mehr als 200 Menschen ums Leben – darunter 88 australische Touristen.
Dennoch hat Howard jetzt eine dringliche Überprüfung der potenziellen Schwachstellen des Verkehrssystems angeordnet. Ins Visier genommen werden dabei sowohl die stark genutzten Züge und Fähren in der Hafenmetropole Sydney als auch die Landepisten für Flugzeuge im Outback, an denen so gut wie keine Sicherheitsvorkehrungen existieren. Dies ist im internationalen Vergleich noch immer ein sehr sicheres Land, erklärte Howard am Dienstag im Rundfunksender 2GB. Aber er müsse leider einräumen, dass auf Grund der veränderten Umstände niemand mehr annehmen kann, dass dieses Land vor Anschlägen sicher ist.
Kritiker Howards sehen deutliche Parallelen zwischen Spanien und Australien, die sie eine erhöhte Gefahr vor der vermutlich im November stattfindenden Wahl fürchten lassen. Neben der Bündnistreue der jeweiligen Regierung zu den USA zählt dazu auch die Haltung der Opposition im Irak-Krieg, deren Regierungsübernahme – auch militanten – Gegnern des US-Kurses entgegenkäme. Wie die spanischen Sozialisten war auch die australische Labour Party gegen den Krieg und gegen eine Beteiligung eigener Soldaten. Beobachter gehen davon aus, dass die Anschläge in Madrid und die anschließende Informationspolitik der Behörden die regierenden Konservativen den Wahlsieg kosteten; und der designierte sozialistische Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero hat bereits einen Kurswechsel in der Madrider Irak-Politik angekündigt.