Serbien: Mindestens neun Tote
Nach Angaben von kosovo-albanischen und serbischen Medien und der UNO-Mission (UNMIK) wurden mehr als 200 Menschen zum Teil schwer verletzt. Mittlerweile gibt es auch in vielen anderen serbischen Enklaven Zusammenstöße. Es sind dies die schwersten Unruhen im Kosovo seit die Vereinten Nationen vor fünf Jahren die Verwaltung der südserbischen Provinz übernommen haben.
Auslöser der Geschehnisse war der Tod von zwei albanischen Kindern, die am Dienstag ertrunken waren, angeblich nachdem sie von Serben gehetzt geworden waren. Ein drittes Kind wird noch vermisst. Bereits am Montag war ein 18-jähriger serbischer Schüler im Dorf Caglavica durch Schüsse schwer verletzt worden. Dies war der Anlass der Proteste der Serben.
Die Krawalle in Mitrovica begannen zu Mittag, als Friedenssoldaten erfolglos versuchten, mehrere hundert aufgebrachte Albaner daran zu hindern, aus dem Süden der Stadt in den mehrheitlich von Serben bewohnten Nordteil zu ziehen. Beim Überqueren der Brücke über den Fluss Ibar hätten die Albaner die dort stationierten Soldaten mit Steinen beworfen. Die KFOR-Soldaten setzten Tränengas, Gummigeschosse und Blendgranaten ein. Augenzeugen berichteten von Schüssen und von mit Maschinenpistolen und Handgranaten bewaffneten Randalierern. Unter den Verletzten waren dem Vernehmen nach auch elf französische KFOR-Soldaten und mehrere UNO-Polizisten.
Auch in anderen serbischen Enklaven kam es zum Teil zu schweren Zusammenstößen zwischen Albanern und KFOR-Soldaten bzw. Albanern und Serben. In Caglavica durchbrachen hunderte Albaner eine von den KFOR-Truppen errichtete Straßensperre und marschierten in das Dorf ein, meldete ein Korrespondent der Belgrader Nachrichtenagentur Beta vor Ort. Der KFOR gelinge es nicht, den Angriff der Albaner abzuwehren. Im Dorf seien immer wieder Schüsse und Explosionen zu hören. Die Serben seien in Panik. Mehrere Dutzend Frauen und Kinder haben bereits Vorbereitungen für eine Flucht getroffen, meldete Beta.
Sehr gespannt ist die Lage auch in der serbischen Gemeinde Klina im Südwesten der Provinz. Laut Belgrader Medien wurden zwei von serbischen Rückkehrern bewohnte Dörfer – Bica und Grabac – im Laufe des Vormittages wiederholt aus dem nahe liegenden albanischen Dorf Ozren beschossen. Um die zwei Kosovo-Dörfer seien inzwischen Angehörige der internationalen Friedenstruppen KFOR aus dem italienischen Kontingent aufgestellt worden, berichtete der Sender. In der Region um Pec im Westen der Provinz umzingelten etwa 1.000 Albaner serbische Rückkehrer im Dorf Belo polje. Das Flüchtlingslager wird von starken KFOR-Einheiten geschützt.
Die serbische Regierung wurde am Nachmittag in Belgrad zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen. Ministerpräsident Vojislav Kostunica forderte den UNMIK-Leiter Harri Holkeri zu einer wirksamen Aktion der Friedenstruppen und zur dringenden Einstellung der Gewalt gegen Serben auf. Das serbisch-orthodoxe Bistum von Raska und Prizren mit dem Sitz in Gracanica hat in einer Aussendung die Vertreibung der verbliebenen Kosovo-Serben aus der Provinz als Hauptziel der Zwischenfälle bezeichnet.
Berichte albanischer Medien in Pristina, wonach sich nördlich von Podujevo an der administrativen Grenze zwischen Serbien und dem Kosovo serbische Sicherheitskräfte versammelten, wurden mittlerweile von Belgrader Militärkreisen bestritten. Das Militär und die Polizei gingen an der administrativen Grenze ihren normalen Aktivitäten nach, meldete die Presseagentur Fonet unter Berufung auf diese Kreise.