D: Kronzeuge im Terrorprozess am Wort
Der Vorsitzende Richter des Staatsschutzsenats am Oberlandesgericht Düsseldorf, Ottmar Breidling, kündigte am Dienstag eine umfangreiche Befragung des 27-jährigen Palästinensers Shadi A. an. Er wolle ihn in den kommenden zwei Monaten zu rund 100 Themenkomplexen befragen.
Der Kronzeuge war bereits im vergangenen Jahr zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Demnach hatte die islamistische Terrorgruppe Al Tawhid Anschläge auf eine von Juden besuchte Discothek in Düsseldorf und ein jüdisches Gemeindezentrum in Berlin geplant.
Zum Auftakt sagte der 27-Jährige, er habe den 39 Jahre alten Hauptangeklagten in einem Basketball-Club kennen gelernt. Später habe er gemeinsam mit ihm in einer Band Musik gemacht. Der 39-Jährige ehemalige jordanische Basketball-Nationalspieler ist als mutmaßlicher Chef der deutschen Al Tawhid-Zelle angeklagt. Er soll für zahlreiche Araber in Deutschland Legenden für falsche Asylanträge erfunden haben, belastete A. am Dienstag den Hauptangeklagten.
Der mutmaßliche Al-Tawhid-Chef, der am ersten Prozesstag meist grimmig auf die Zeugenbank blickte, muss sich gemeinsam mit zwei weiteren Palästinensern wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz sowie Passfälschung verantworten. Zudem sitzt ein Algerier auf der Anklagebank, der bereits eingeräumt hat, die Gruppe mit Waffen versorgt zu haben.
Die vier Angeklagten wurden ebenso wie Kronzeuge A. nach mehrmonatiger Beschattung im April 2002 festgenommen, noch bevor es zu den Anschlägen kommen konnten. Vor allem auf A.s umfangreichen Geständnisse hatte die Bundesanwaltschaft die Anklage gegen die vier Gesinnungsgenossen aufgebaut. Der Jordanier hat sich nach eigenen Worten inzwischen von den Zielen der islamistischen Terroristen losgesagt. Im Gegenzug für seine Aussage-Willigkeit war er ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden und wird eine neue Identität erhalten.
Al Tawhid ist nach den Erkenntnissen der Fahnder eine sunnitisch-palästinensische Bewegung, die ihre Wurzeln in Jordanien hat und die dortige Monarchie als unislamisch bekämpft. Auf der Grundlage eines militanten Islamismus fördert und unterstützt sie weltweit den Heiligen Krieg, insbesondere jenen des mutmaßlichen Terrorpaten Osama bin Laden, hieß es zum Auftakt des Prozesses Anfang Februar.