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Johannesburg: Südafrikas Wirtschaft macht mobil

Zehn Jahre nach dem Fall der Apartheid ist Südafrikas Wirtschaft auf Atem beraubendem Expansionskurs. Zwischen Kap und Kairo durchdringt Afrikas Volkswirtschaft ein Land nach dem anderen.

Vom Brauereikonzern SABMiller bis zu den Mobilfunk-Anbietern MTN oder Vodacom, von der Fluggesellschaft SAA über den Energieriesen Eskom bis hin zur Handelskette Shoprite-Checkers und zum Holz- und Papierkonzern Mondi (Frantschach) reicht die Spanne der Konzerne vom Kap, die in Afrika expandieren. Südafrika als weltweit größter Goldproduzent, der mit einem Bruttoinlands-Produkt von 130 Milliarden Dollar Länder wie Ungarn wertmäßig in den Schatten stellt, versteht sich dabei auch als Wachstums-Lokomotive für den Kontinent.

Obwohl einige afrikanische Länder bereits mit Unbehagen auf die Investitionswut aus dem Süden zu reagieren beginnen, sind ihre Regierungen den Visionen der Südafrikaner jedoch nicht abgeneigt. Die reden nach jahrelanger Apartheid-Isolation auf dem Kontinent längst einem ehrgeizigen Erneuerungsprogramm das Wort, das als Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (NEPAD) bekannt wurde. In seinem Rahmen sollen nicht nur die kontinentale Kooperation und demokratische Regierungsformen gestärkt werden, sondern auch wirtschaftliche Impulse vermittelt werden. Südafrika steht dabei mit seiner überragenden Wirtschaftsmacht sozusagen in der Pole-Position.

Das Land, das seine Bürger gerade zu den dritten demokratischen Wahlen aufgerufen hat, könnte auf Grund seiner hervorragenden Wirtschaftsdaten sogar einige Beitrittsbestimmungen zum Euro-Verbund locker erfüllen. Sein Anschluss an den Weltmarkt gilt als gelungen, die veralteten Anlagen aus der Apartheidzeit wurden modernisiert und der Finanzmarkt weitgehend geöffnet. Die Regierung hat in nur einem Jahrzehnt die Basis für eine fast schuldenfreie Volkswirtschaft mit starker Währung und historisch niedriger Inflation geschaffen – ohne jedoch die hohe Massenarbeitslosigkeit von 30 bis 40 Prozent sowie das krasse Wohlstandsgefälle spürbar beseitigen zu können.

Dienstleistungen im Banken- und Versicherungssektor verdrängen zunehmend am Kap den einst dominierenden Bergbau, der auf ungelernte, billigte Arbeitskräfte setzte. Die Börse Johannesburg etwa gilt mit einer Marktkapitalisierung von 256 Mrd. Dollar als 17. größter Handelsplatz der Welt. Auch im Energiebereich macht Südafrika ehrgeizigen Zielen verschrieben. Der Eskom-Konzern, der gemeinsam mit dem deutschen Siemens-Konzern das Wasserkraftwerk Inga am Kongo modernisieren und ausbauen will, hat sich sogar die Elektrifizierung des gesamten Kontinents zum Ziel gesetzt. VW, BMW, DaimlerChrysler oder Toyota investieren Millionenbeträge in den Ausbau ihrer Produktionsstätten in Südafrika. Sie bauen dort Modelle wie Corollas, Golf, C-Klasse oder 3er-Serie und exportieren sie für den Weltmarkt.

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