Irak: Präsident ruft zum Ende der Gewalt auf
Bei einem Angriff auf die italienische Botschaft in Bagdad kamen nach Angaben des Außenministeriums in Rom mehrere Iraker ums Leben. In Kufa lieferten sich Anhänger des radikalen Geistlichen Muktada al Sadr abermals Gefechte mit US-Soldaten, mindestens sechs Iraker wurden getötet.
Zwei Tage nach der Ernennung der Interimsregierung hat sich auch das geistliche Oberhaupt der Schiiten, Großayatollah Ali al Husseini el Sistani, hinter das Gremium gestellt. Er rief die irakischen Politiker auf, sich im UNO-Sicherheitsrat für die Souveränität des Landes einzusetzen. Zwar fehle der neuen Regierung die Legitimation von Wahlen, und nicht alle Gesellschaftsgruppen seien in annehmbarer Weise vertreten, erklärte El Sistani in Najaf. Dennoch sei zu hoffen, dass sie die enorme Aufgabe bewältigt, die auf unseren Schultern lastet. Der Großayatollah genießt unter den Schiiten, die rund 60 Prozent der irakischen Bevölkerung ausmachen, hohes Ansehen.
Al Yawar rief die Iraker zur Zusammenarbeit mit der Interimsregierung auf. Jeder müsse sich darüber im Klaren sein, dass Terroranschläge oder Kämpfe den Übergang des Landes in die Unabhängigkeit verzögerten, sagte er.
Die Präsenz ausländischer Truppen in Irak kristallisiert sich auch als zentraler Diskussionspunkt in der Debatte über eine neue UNO-Resolution heraus. Mehrere Mitglieder des Sicherheitsrats fordern, die geplante Entschließung müsse die irakische Souveränität bestätigen und der Übergangsregierung Entscheidungsbefugnisse über die multinationale Truppe einräumen. Dagegen bekräftigte US-Außenminister Colin Powell, Washington werde den Irakern hierbei kein Einspruchsrecht zugestehen.
Der irakische Außenminister Hoshyar Zebari wollte am Donnerstagabend im Sicherheitsrat die irakische Haltung darlegen. Dem am Dienstag vorgelegten Entwurf zufolge soll das Mandat für die ausländischen Truppen spätestens dann auslaufen, wenn eine demokratisch gewählte Regierung im Amt ist. Dies wird bis Jänner 2006 angestrebt.
In Kufa wurde die zwischen Anhängern Al Sadrs und US-Truppen vereinbarte Waffenruhe am Donnerstag bereits den achten Tag in Folge gebrochen. Auch im nahe gelegenen Najaf waren am frühen Abend heftige Explosionen und Maschinengewehrfeuer zu hören.
Der Granatenangriff auf die italienische Botschaft kostete nach Polizeiangaben mindestens einen Iraker das Leben, drei weitere wurden verletzt. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA meldete zwei Tote. Das Außenministerium in Rom erklärte, Italiener seien nicht zu Schaden gekommen. Italien hat etwa 3.000 Soldaten in Irak stationiert.
Unterdessen strahlte der arabische Sender Al Jazeera eine Videoaufnahme von drei Mitte April entführten Italienern aus. Eine der Geiseln nannte in dem Film den 31. Mai als Aufnahmedatum. Die Entführer forderten das italienische Volk zu Protesten gegen Ministerpräsident Silvio Berlusconi und US-Präsident George W. Bush auf.