Nanga Parbat: Sachsen benötigen doch Hilfe
Das teilte der Niederösterreicher Gerald Zenz, der sich derzeit im Basislager aufhält, via Satellitentelefon dem ORF Tirol mit, schilderte der Sprecher der Österreichischen Bergrettung, Gerald Lehner, der APA. Von den vier Deutschen sind einige gesundheitlich schwer angeschlagen. Die drei Österreicher werden am Samstag im Lager 1 oder gar im Basislager erwartet.
Drei Bundesheer-Bergsteiger, die Tiroler Gerhard Wegmair und Friedl Angerer sowie der Salzburger Lukas Seiwald, sind auf dem Weg vom Lager 2 in etwa 6.000 Meter Höhe zum Lager 3 in rund 6.500 Meter, um die Deutschen abzuholen. Laut Lehner wird das Trio die Sachsen bis zum Lager 1 (4.900 Meter) begleiten, weil sich die zwei schwierigsten Stücke zwischen Lager 2 und Lager 1 befinden. Es sind das eine 70 Meter Hohe Felswand (Kinshofer-Wand) und eine rund 1.000 Meter hohe und bis zu 70 Grad steile Eiswand, genannt Löw-Rinne. Lehner vermutet, dass die geschwächten Bergsteiger über die Felswand abgeseilt und über die Löw-Rinne gesichert werden. Wann diese Gruppe das Lager 1 erreichen wird, kann noch nicht gesagt werden.
Wesentlich weiter sind die drei Österreicher: Der Gendarmerie-Bergführer Thomas Strauß aus Öblarn (Stmk.) hatte noch am Freitag Lager 2 erreicht. Er wird heute zu Lager 1 und vermutlich noch ins Basislager absteigen, schätzt Lehner. Der Salzburger Bergführer Josef Bachmair aus Krimml sowie der Gendarmeriebergführer Markus Kronthaler aus Kufstein sollten es zumindest ins Lager 2 schaffen, möglicherweise aber auch noch ins Lager 1.
Die drei Heeresbergführer, die nun den Deutschen zu Hilfe kommen, werden dadurch ihre Pläne um mehrere Tage verschieben, denn eigentlich wollten sie schon am kommenden Montag einen ersten Versuch auf den Gipfel des Nackten Berges unternehmen. Die fünf übrigen Heeres-Bergführer, die sich derzeit noch im Basislager aufhalten, wollen ebenfalls auf den Gipfel.
Lehner berichtete der APA, dass inzwischen auch die Meinungsverschiedenheiten zwischen der deutschen und der österreichischen Gruppe ausgeräumt worden seien. Über den Gesundheitszustand der sieben Alpinisten, die in der so genannten Todeszone übernachtet haben, wisse er fast nichts, außer eben, dass die Deutschen schwer angeschlagen seien und auch Erfrierungen erlitten hätten.
Das Drama am Nanga Parbat hatte am Mittwochabend begonnen, als vier Sachsen wegen des tiefen Schnees viel zu spät auf den Gipfel gelangt waren. Beim nächtlichen Abstieg stürzte ein Deutscher ab, laut der Homepage des Alpinclubs Sachsen der 65-jährige Günter Jung aus Schmalkalden. Er wird seither vermisst. Ein Sachse und zwei Österreicher – Strauß und Kronthaler – waren schon vor dem Gipfel umgekehrt, Bachmair war im Lager 4 (7.100 Meter) geblieben. Zwei Sachsen mussten im Freien notbiwakieren, die anderen hatten die Nacht im Lager 4 verbracht.