Ein Türke und ein Iraner kamen ums Leben, elf Touristen wurden verletzt, teilte der türkische Innenminister Abdülkadir Aksu mit. Die türkische Polizei habe noch keine heiße Spur. In alle Richtungen werde ermittelt. Gleichzeitig verwies Aksu auf verbotene Kurden-Organisationen. Neun der Verletzten durften das Krankenhaus bereits am Dienstag verlassen.
Im Abstand von einer halben Stunde explodierten die Sprengsätze in den zwei kleineren Hotels und einer Abfüll-Anlage für Flüssiggas am Stadtrand. Im Hotel Pars im Stadtteil Laleli warnte gegen 2.00 Uhr früh Ortszeit (1.00 Uhr MESZ) ein anonymer Anrufer, dass in einem Zimmer eine Bombe versteckt sei. Zehn Minuten später wurde das Gebäude von einer schweren Explosion erschüttert. Zwei Menschen wurden getötet.
Etwa zur gleichen Zeit ging eine Bombe im Hotel Star Holiday hoch, das unweit von Sehenswürdigkeiten wie dem Topkapi-Palast und der Hagia Sophia liegt. In beiden Hotels wurden Gäste verletzt, unter ihnen Touristen aus den Niederlanden, China und der Ukraine.
Im Bezirk Laleli gibt es viele Läden mit Billigbekleidung. Jedes Jahr besuchen rund eine Million Touristen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion die Türkei. Viele kaufen hier billige türkische Textilen, die sie dann in ihrer Heimat verkaufen. Es gab eine sehr laute Explosion und das ganze Zimmer wackelte, sagte der Iraner Siamak Jihani. Der 54-Jährige Händler schnitt sich die Füße auf, als er nach der Explosion über Glassplitter lief. Der Flur war voller Qualm. Es war einfach beängstigend, sagte er.
Bei dem Anschlag auf eine Gasfüll-Anlage wurde niemand verletzt. Ein Sprecher der Firma Tayfun Demiroren sagte der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi zum Zeitpunkt der Explosionen hätten vier Leute in dem Komplex gearbeitet. Die Eindringlinge hätten den Zaun um die Gas-Anlage zerschnitten. Diese Leute legten zwei Bomben ins Lager, die in einem Abstand von 30 Minuten explodierten. Es gab ein Gas-Leck, aber wir haben es abgedichtet und im Moment besteht keine Gefahr.
Der Innenminister verurteilte die Anschläge. Diese zielten darauf ab, das Image Istanbuls zu beschädigen, sagte der Minister. Die türkischen Sicherheitskräfte seien jedoch in der Lage, mit dem Terrorismus fertig zu werden.
Die Istanbuler Polizei hatte demnach erst kürzlich vier militante Kurden wegen der Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation inhaftiert. Nach einem fünfjährigen Waffenstillstand hatte die Nachfolgeorganisation der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), KONGRA-GEL, Anfang Juni Anschläge auf die Staatsmacht und auch auf Touristen angekündigt. Zwischen 1984 und 1999 waren bei den brutalen Zusammenstößen zwischen kurdischen Separatisten und der türkischen Armee fast 37.000 Menschen in Südostanatolien ums Leben gekommen.
Außer Kurden und radikalen linken Gruppierungen nahmen in den vergangenen Monaten auch Islamisten die Türkei als engen Verbündeten der USA ins Visier. Bei den vier Selbstmordanschlägen in Istanbul am 15. und 20. November wurden 63 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Laut Staatsanwaltschaft wurden die Anschläge auf zwei Synagogen, das britische Konsulat in Istanbul und die britische HSBC-Bank von einer türkischen Terrorzelle mit Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida (Al Qaida) begangen.
Die jüngsten Anschläge auf die Perle am Bosporus würden die für das Land äußerst bedeutsame Tourismus-Industrie nicht beeinträchtigen, versicherte Aksu. Die Türkei ist ein sicheres Land, Istanbul ist eine sichere Stadt, fügte der Minister hinzu. Auch europäische Reiseveranstalter verzeichneten zunächst keine negativen Reaktionen. Beim Tourismus-Konzern Thomas Cook (Neckermann) meldeten sich nach Angaben des Unternehmens noch keine besorgten Türkei-Urlauber. Auch gebe es keine Anfragen oder Stornierungen bei den Reisebüros. Ob sich die Anschläge mittelfristig aufs Geschäft auswirken, könne noch nicht gesagt werden.