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AUA-Pilotenkonflikt - Streik droht

Fliegendes Personal am „Ende der Geduld“ - AUA bereitet sich sicherheitshalber auf Betriebsstörungen vor: Zusammengelegte Flüge, Verspätungen.

Im wieder offen ausgebrochenen Konflikt zwischen dem
fliegenden Personal bei Austrian Airlines (AUA) und ihrer Tochter
Lauda Air mit dem Vorstand steigt die Spannung. Vor einer für morgen,
Freitag, angesetzten Betriebsversammlung (BV) von AUA- und
Lauda-Piloten und Flugbegleitern soll es noch heute
Schlichtungsversuche auf höchter Ebene geben. Diese Gespräche auf
Vermittlung und im Beisein der Sozialpartnerspitze könnten allfällige
Kampfmaßnahmen der Belegschaft „in letzter Minute“ verhindern. Über
Zeitpunkt und Ort der Verhandlungen halten sich die Beteiligten
bedeckt.

Hohe Erwartungen
Die Erwartungen an die neuerlichen Sozialpartner-Gespräche sind
hoch, denn ein neuerliches Scheitern der Gespräche dürfte nach
Ansicht von Beobachtern Kampfmaßnahmen – sprich Streik – bedeuten.
„Ich werde nicht dazu ausrufen, aber wir können nichts ausschließen“,
sagte der stellvertretende Vorsitzende des AUA-Betriebsrats Bord,
Karl Minhard, zur APA. Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei
„heiߓ, viele hätten keine Geduld mehr.

Der Zeitpunkt für einen Streik oder eine größere Betriebsstörung
ist pikant: Die Hauptsaison für Charter- und Ferienflüge hat ihren
Höhepunkt erreicht, zudem steht der Start der Olympischen
Sommerspiele in Athen vor der Tür, bei der die AUA mit dem
Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) kooperiert.

BV mit möglichen “unangenehme Konsequenzen”
Die Beginnzeit der BV (9.30 Uhr) ermöglicht zwar noch eine
reibungslose Abwicklung der Morgenspitze, Verzögerungen für die ab
11.00 Uhr startenden Langstreckenflüge seien aber möglich. „Bei einer
hinausgezögerten Betriebsversammlung können negative Konsequenzen für
die Flugpassagiere nicht vollends ausgeschlossen werden“, sagte
AUA-Sprecher Johannes Davoras. Für alle Fälle habe die AUA
„operationelle Vorkehrungen getroffen“, so weit dies kurzfristig
möglich war. So werden schwächer ausgelastete Flüge zusammen gelegt,
Langstreckenflüge könnten nach hinten verschoben werden. Eine
Verlängerung der BV hätte aber wohl „unangenehme Konsequenzen“ für
die Kunden zur Folge.

Hintergrund des seit Anfang 2003 schwelenden Konflikts zwischen
den „Fliegenden“ und dem Vorstand, der im vergangenen Jahr zu fünf
Streiks geführt hat, ist die geplante Zusammenlegung des Flugbetriebs
von AUA und Lauda Air und die Einführung eines gemeinsamen
Kollektivvertrags (KV) für das Bordpersonal. Neue Mitarbeiter sollen
nach dem neuen KV beschäftigt werden, der ein Gehaltsschema deutlich
über dem aktuellen Lauda Air-Niveau und unter dem AUA-Niveau liegt.
Für bestehende Mitarbeiter sind Angleichungen geplant.

Apell an Verantwortungsgefühl
Der AUA-Vorstand hält Probleme auf Basis der Grundsatzüberkommen
der Sozialpartner für „durchaus lösbar“. Man gehe davon aus, „dass
der Bordbetriebsrat und die Kollegen bei der bevorstehenden
Betriebsversammlung das gleich hohe Verantwortungsgefühl gegenüber
unseren Passagieren an den Tag legen, wie sie es tagtäglich an Bord
der Flugzeuge verlässlich unter Beweis stellen“. Im
Rahmenübereinkommen wurde auch fixiert, dass es während und im Umfeld
der KV-Verhandlungen zu keinen Betriebsstörungen kommt.

Auf Vermittlung der Sozialpartner – Gewerkschaftsbund ÖGB und
Wirtschaftskammer – wurden am 17. November 2003 und am 30. März 2004
Grundsatzvereinbarungen als Rahmen für den gemeinsamen KV fixiert, an
denen sich beide Seiten bei den weiteren Gesprächen halten sollten.
Ein geplanter Abschluss der KV-Verhandlungen Anfang Juli wurde
verschoben. Seit Ende Juli ist der Konflikt wieder eskaliert, beide
Seiten werfen einander seither eine Verletzung der
Rahmenvereinbarungen vor.

“Aberwitzige Rotationen”
Der AUA-Vorstand habe nach weit gehender Annäherung zuletzt
versucht, sich eine Hintertür für die Gründung einer Billig-Airline
unter der Bezeichnung Lauda Air offen zu halten, lautet der Vorwurf
des Bord-Betriebsrats. Zudem führe der aktuelle Personalmangel zu
„extremer Arbeitsbelastung und aberwitzigen Rotationen“, wird das
Management kritisiert. Dieses weist die Vorwürfe zurück: Die Gründung
einer „Phantom-Lauda Air“ sei kein Thema, es gehe nur um die
Beibehaltung des Airline-Kürzels und der so genannten AOC-Konzession.
Zudem schließe der KV-Text selbst einen eigenständigen Flugbetrieb
aus.

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