Internet-Auktionshäuser wie eBay oder OneTwoSold freuen sich über ständig steigende Umsatzzahlen. Die virtuellen Marktplätze locken aber auch immer mehr Betrüger an: So wurde in Deutschland vor wenigen Wochen ein einschlägig vorbestrafter Mann zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil er Waren angeboten, dafür kassiert, diese aber nie zugestellt hatte. Gegen einen Steirer ermittelt seit kurzem die Staatsanwaltschaft Graz, nachdem er mit einer ähnlichen Vorgangsweise 30.000 Euro ergaunert haben soll. Besonders raffiniert ging ein 37-jähriger Wiener vor, der über eBay angeblich wertvolle Kunstwerke zur Versteigerung angeboten hatte.
Reiche Auswahl
Der Mann suchte über eBay Interessenten für Werke von so bekannten Künstlern wie Marc Chagall, Juan Miro oder Käthe Kollwitz. Eine Zeichnung von Boecklin hatte er eben so in seinem Sortiment wie einen Modigliani. Der Haken an der Sache: Bei den Werken dürfte es sich beinahe ausschließlich um Fälschungen gehandelt haben. Bei einer Hausdurchsuchung konnten in seiner Wohnung in Wien-Landstraße noch 56 Objekte sichergestellt werden.
Gegen den Mann ist eine gerichtliche Voruntersuchung wegen Verdacht auf gewerbsmäßigen schweren Betrug anhängig, bestätigte Otto Schneider, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Wien, am Freitag auf Anfrage der APA. Die Ermittlungen der mit der Sache betrauten Kriminaldirektion 1 seien noch nicht abgeschlossen. Der Schaden dürfte auf jeden Fall beträchtlich sein. So soll der 37-Jährige binnen drei Wochen mit mehreren Auktionen 25.000 Euro verdient haben.
Deutscher Kunststudent als Aufdecker
Er hatte sich bei eBay als Twinkerball ein Profil zugelegt und damit seine Geschäfte abgewickelt. Als es zu Unregelmäßigkeiten kam und sich ein deutscher Kunststudent mit dem Hinweis auf mutmaßliche betrügerische Machenschaften meldete, sperrte das Auktionshaus dieses Profil.
Ab Dezember 2003 ging der 37-Jährige dann unter der Bezeichnung Opernfan2 seinen Geschäften nach, wobei er nunmehr hauptsächlich Autogrammkarten offerierte. Registriert hatte er sich diesmal unter dem Namen einer älteren, vermutlich ahnungslosen Verwandten. Auch dieses Profil ist mittlerweile still gelegt.
Großneffe von Karl Kraus
In seiner Korrespondenz gab sich der Mann fälschlicherweise als Großneffe von Karl Kraus aus. Um den Geschäftsgang anzukurbeln, wie er sich dazu nunmehr verantwortet. Er habe das aus verkaufstechnischen Überlegungen erfunden. Was die inkriminierten Kunst-Betrügereien betrifft, wäscht der Verdächtige seine Hände in Unschuld: Er habe diese zum Teil über Kontakte erhalten und sie für echt gehalten.
Opfer des mutmaßlichen Schwindlers werden vor allem in Österreich und im deutschsprachigen Ausland vermutet. Der bei Gericht anhängige Akt umfasst bereits vier Bände. eBay-User, die sich von Twinkerball bzw. Opernfan2 geschädigt fühlen, sollten sich bei den Behörden melden, hieß es dazu im Straflandesgericht.