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Anschlag in Bagdad: 7 Tote, über 40 Verletzte

Bei einem Granatenangriff in einer Geschäftsstraße im Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Dienstag mindestens 7 Menschen getötet worden, darunter 2 Kinder. Wie das Innenministerium mitteilte, wurden über 40 Personen verletzt.

Im Konflikt um die Schiiten-Hochburg Najaf ist weiter keine Lösung in Sicht. Die Abreise einer Vermittlungsdelegation der derzeit in Bagdad tagenden irakischen Nationalkonferenz, die in der Pilgerstadt mit dem radikalen Prediger Muktada al Sadr sprechen soll, verzögerte sich, Konferenzteilnehmer sprachen unter anderem von Sicherheitsproblemen. Nach Angaben des US-Senders CNN hat die irakische Regierung zugesagt, die Sicherheit der Delegation zu garantieren; die Abreise der Delegation werde aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben.

Das Innenministerium hatte die Explosion in Bagdad zunächst auf einen Autobombenanschlag zurückgeführt, korrigierte diese Angaben jedoch später. Die Detonation in der Al-Rashid-Straße setzte nach offiziellen Berichten ein Gebäude in Brand, mehrere Autos wurden zerstört. Der Anschlag fand am dritten Sitzungstag der Nationalkonferenz statt, in der Uneinigkeit über das Wahlverfahren für ein hundertköpfiges Übergangsparlament (Nationalrat) herrscht. Das ohne Legislativvollmachten ausgestattete Gremium soll die Übergangsregierung bis zu den im Jänner geplanten allgemeinen Wahlen kontrollieren und Regierungsverordnungen mit Zweidrittelmehrheit aufheben können.

Aus Protest gegen das Wahlverfahren haben hunderte Delegierte der Nationalkonferenz gedroht, die Versammlung zu verlassen. Die großen Parteien dominierten die Konferenz und hätten bereits Listen mit den Mitgliedern des Nationalrats erstellt, sagte Aziz al Jasseri von der Nationalen Demokratischen Bewegung am Dienstag in Bagdad. „Wir lehnen das ab, und wenn das Problem nicht heute gelöst wird, wird die ganze Konferenz auseinanderbrechen“, fügte der schiitische Delegierte hinzu. Fest steht bereits, dass 19 der 100 Sitze des Nationalrats an Mitglieder des früheren provisorischen Regierungsrats gehen. Für die übrigen 81 Sitze sollen die Vertreter der verschiedenen ethnischen und religiösen Bevölkerungsgruppen Namenslisten erstellen. Über diese Listen soll dann abgestimmt werden.

Unter dem Eindruck von weiteren Anschlagsdrohungen hat die Delegation der Nationalkonferenz ihre Vermittlungsreise nach Najaf verschoben. Aus Sicherheitsgründen könne kein neuer Reisetermin genannt werden, hieß es. Die Delegation war beauftragt worden, ein Ende der Kämpfe zwischen der Sadr-Miliz „Mahdi-Armee“ und den US-Truppen zu vermitteln. Der Polizeichef von Najaf hat mit der Erstürmung der Imam-Ali-Moschee gedroht, sollten die dort verschanzten Anhänger von Muktada al Sadr nicht freiwillig die Waffen abgeben und das islamische Heiligtum verlassen. Auch wenn Verhandlungen liefen, müssten die Aufständischen entwaffnet werden und nicht nur die den Schiiten heilige Stätte, sondern auch die Provinz verlassen, sagte Polizeichef Ghalib al Jazairi am Dienstag. Andernfalls „werden wir das Mausoleum erstürmen und alle töten“.

In Najaf schlugen am frühen Dienstagmorgen mehrere Raketen ein, wie aus Kreisen der Sadr-Miliz verlautete. Sie hätten ein Loch in die äußere Umfriedung der Moschee gerissen. Auf dem Gelände der Moschee halten sich mehrere hundert Kämpfer der „Mahdi-Armee“ auf. Am Montagabend wurden bei Zusammenstößen mit der US-Armee drei Sadr-Anhänger getötet. Sieben weitere seien verletzt worden.

Muktada al Sadr zeigt sich aufgeschlossen für ein vatikanisches Vermittlungsangebot. „Wir begrüßen die Initiative des Papstes“, erklärte ein Vertrauter am Dienstag in Najaf, „und wir rufen ihn auf, sich einzuschalten, um die Krise beizulegen.“ Der Vatikan hatte am Montag erklärt, sollte eine Vermittlung gewünscht werden, werde diese bereitwillig zur Verfügung gestellt. Zugleich rief Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano im Namen von Papst Johannes Paul II. alle bewaffneten Verbände in Najaf auf, den heiligen Charakter der Stadt zu respektieren und Verhandlungen aufzunehmen.

Irakische Vermittler-Delegation nach Najaf aufgebrochen

Eine achtköpfige irakische Delegation ist am Dienstag von Bagdad in die Schiitenhochburg Najaf aufgebrochen, um sich dort für ein Ende der Kämpfe zwischen den US-Truppen und der Miliz „Mahdi-Armee“ des radikalen Predigers Muktada al Sadr einzusetzen. Die Delegation ist von der derzeit in Bagdad tagenden Nationalkonferenz entsandt, in welcher die Sadr-Anhängerschaft nicht vertreten ist. Konferenz-Delegierte berichteten, die aus hochrangigen Politikern und religiösen Führern bestehende Gruppe hoffe auch auf ein Treffen mit Sadr.

Zunächst hatte es geheißen, die Delegation habe nach Anschlagsdrohungen ihre Reise aufgeschoben. Am Dienstagnachmittag flogen die Vermittler dann aber doch mit US-Militärhubschraubern von Bagdad aus in die heilige Stadt der Schiiten, 160 Kilometer südlich von Bagdad. Ein Sprecher der „Mahdi-Armee“ hatte der Übergangsregierung von Premier Iyad Allawi vorgeworfen, sie blockiere die Verhandlungen zur Beilegung der Kämpfe. Najaf wurde unterdessen abermals von Explosionen erschüttert. Panzer der US-Armee umstellten die Altstadt mit der Imam-Ali-Moschee, wo sich die „Mahdi-Armee“ verschanzt hält. Bei den Kämpfen in Najaf wurde auch ein Fotograf der britischen Nachrichtenagentur Reuters verletzt. Er wurde nach Angaben seines Büros ins Bein getroffen.

Berlusconi und Blair drängen auf Lösung für Najaf

Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi und der britische Premierminister Tony Blair haben zu einer politischen Lösung im Konflikt mit den radikalen Schiiten aufgerufen. In einer gemeinsamen Erklärung, die im Rahmen ihres Treffens in der Luxusvilla Berlusconis im sardischen Porto Rotondo veröffentlicht wurde, drängten die beiden Premierminister auf Initiativen zum Schutz der „heiligen schiitischen Stätten“ in Najaf. Eine „antike Zivilisation, die Gewalt und Terrorismus verwirft“, müsse gerettet werden, hieß es in der gemeinsamen Erklärung.

Die beiden Premierminister äußerten die Hoffnung, dass die Nationalkonferenz im Irak erfolgreich sein werde. „Italien und Großbritannien engagieren sich, um dem irakischen Volk eine friedliche Zukunft zu sichern“, hieß es. Beim Thema Irak herrsche zwischen beiden Politikern weitgehende Übereinstimmung.

Blair und Berlusconi führten im Laufe ihrer Zusammenkunft auch ein Telefongespräch mit US-Präsident George W. Bush, in dessen Mittelpunkt die Lage im Irak, insbesondere in Najaf, stand.

Die Regierungschefs Großbritanniens und Italiens zählen zu den treuesten Verbündeten der USA im Irak. 3.000 italienische Soldaten sind seit über einem Jahr im südirakischen Nassiriya stationiert. Berlusconi verurteilte am Dienstag den Angriff auf drei italienische Militärpolizisten, die im südirakischen Nassiriya verletzt wurden. „Die Angriffe auf unsere Militärs sind besonders unfair und ungerecht, weil wir uns im Irak im Rahmen einer Friedensmission aufhalten“, sagte Berlusconi.

Blair und seine Frau Cherie besuchten Berlusconi auf dessen Luxusanwesen La Certosa. Der 24-stündige Besuch wurde als privat bezeichnet. Das Ehepaar Blair fliegt am Dienstagabend in die Toskana zurück, wo es seinen Italien-Urlaub fortsetzen will.

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