Die Sicherheitslage verschlechterte sich einheimischen Presseberichten zufolge zunehmend.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und zahlreiche andere Organisationen bemühten sich um die Bereitstellung von Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser. Die auf Haiti stationierten UN-Blauhelme mussten unterdessen Tränengas einsetzen, um verzweifelte Menschen von Plünderungen der wenigen Hilfsgüter abzuhalten.
Weitere Regenfälle hätten die Wasserstände zudem zwischenzeitlich erneut ansteigen lassen, berichtete der DRK-Vertreter Alfredo Melgarejo aus der Hauptstadt Port-au-Prince. Haiti werde noch Monate auf Hilfe von außen angewiesen sein, sagte der Österreicher der dpa.
Die Interimsregierung des bettelarmen Karibikstaates war mit den Folgen der Flutkatastrophe völlig überfordert. Präsident Boniface Alexandre sagte eine geplante Reise nach Gonaives aus Sicherheitsgründen ab. Die Rebellen aus der Region im Nordwesten, die Anfang des Jahres Präsident Jean Bertrand Aristide ins Exil gezwungen hatten, drohten, sie würden den bewaffneten Kampf gegen die untätige Interimsregierung aufnehmen.
Als der Sturm Jeanne über Haiti hinwegzog, war er wegen niedrigerer Windgeschwindigkeiten noch nicht so gefährlich wie an diesem Wochenende, als er Florida traf. Die hohe Zahl der Opfer von etwa 1.300 Toten und 1.100 Vermissten hatte ihre Ursache vor allem in der weitgehenden Rodung der Wälder der Region. Die Böden konnten die Wassermassen nicht halten und Gonaives wurde blitzschnell überflutet.
Nach der hastigen Beerdigung der meisten der bisher gefundenen Toten war die Seuchengefahr noch nicht gebannt. Als besonders gefährlich galten nach Angaben der Gesundheitsbehörde Fäkalien aus übergelaufenen Klärgruben und geborstenen Abwasserleitungen.