Gerade in der Pubertät sind Jugendliche oft mit Themen konfrontiert, die sich nicht so einfach bereden lassen – schon gar nicht mit Erwachsenen. Das Jugendrotkreuz (ÖJRK) hat nun gemeinsam mit Nokia und der mobilkom austria eine Hotline ins Leben gerufen, die nach dem Peer-Prinzip funktioniert: Nicht Psychologen, sondern Jugendliche übernehmen die Beratung ihrer Altersgenossen. time4friends ist aber keine herkömmliche Kriseninterventionshotline. Unter 0800 664 530 wird vor allem zugehört, motiviert, informiert und Erste Hilfe bei Einsamkeit und Langeweile geboten, wie es auf einer Pressekonferenz des ÖJRK am Dienstag in Wien hieß.
Kostenlos und anonym
Von 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr sind unter der kostenlosen Nummer täglich bis zu sieben Jugendliche im Alter von etwa 15 bis 18 Jahren erreichbar, die ihren Job natürlich ehrenamtlich erledigen. Ausgestattet mit eigenen Handys, werden die Anrufe zu Hause, im Privaten, entgegengenommen, denn auf Callcenter-Atmosphäre wollte man bei der Freundschaftshotline verzichten, erklärte der 20-jährige Berater Robert. Dabei setzt man vor allem auf Hilfe zur Selbsthilfe. Wir agieren nicht als Feuerwehr, sondern als Brandmelder, so Rudi Gratzl, time4friends-Projektleiter. Sobald die Kompetenz der jugendlichen Berater überstiegen wird, gebe es eine direkte Weiterleitung zu 147 Rat auf Draht, was aber bis jetzt nur sehr selten der Fall war.
Einfach nur Quatschen
Von den Jugendlichen selbst sei die Hotline von Anfang an richtig verstanden worden, nämlich einfach als Möglichkeit zur Selbstmitteilung, freute sich Gratzl. Die meisten Anrufer waren zwischen 13 und 14 Jahre alt und wollten am häufigsten über Langeweile, gefolgt von Themen wie Liebe und Beziehungen reden. Meist wird nur gefragt, was wir selbst in unserem Leben so machen, bestätigt Peer Martina aus ihrer Erfahrung das Bedürfnis Jugendlicher, einfach mit Gleichaltrigen über Alltägliches zu quatschen.
Erfolgreiches Pilotprojekt
Dass das Angebot von der Zielgruppe tatsächlich in Anspruch genommen wird, zeigte sich bereits beim Pilotprojekt, das im Dezember 2003 in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark gestartet wurde. Die Frequenz stieg von anfänglichen 15 Anrufen pro Woche auf durchschnittlich 150 Anrufe pro Abend.
Aktuelle Zahlen der mobilkom weisen 92 Prozent der 12- bis 15-Jährigen beziehungsweise 95 Prozent der 16- bis 19-Jährigen als Handybesitzer aus. Das Handy hat Jugendlichen eine neue Form von Privatsphäre gegeben. Der logische Schluss ist, dass sie sich auch über dieses Medium melden erklärt sich mobilkom-Unternehmenssprecherin Elisabeth Mattes den Erfolg der Hotline.
Berater gut ausgebildet
Um Peer-Berater zu werden, haben 50 Jugendliche eine Ausbildung durchlaufen, in der sie auf richtige Kommunikation ebenso geschult worden sind, wie auf spezifische Jugendthemen wie Essstörungen, Suchtprobleme oder rechtliche und psychologische Grundlagen. Jeder Berater ist etwa zwei Abende pro Monat im Dienst.
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