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Schwere Unruhen in Südwestchina

Bei schweren Unruhen in der südwestchinesischen Metropole Chongqing sind Dutzende Polizisten verletzt worden. Hunderte von Soldaten und Polizeibeam-ten mussten Regierungsgebäude gegen eine aufgebrachte Menge schützen.

Etwa 10.000 Menschen haben sich nach Polizeischätzungen an dem Aufruhr beteiligt, der sich am Montag an einem kleinen Streit in einem Obstmarkt entzündet hatte und rasch eskaliert war.

Die Situation war am Mittwoch angespannt, aber „unter Kontrolle“, wie Augenzeugen und Behörden berichteten. Ein Großaufgebot von Polizei sicherte aber weiter Gebäude der Stadtverwaltung. Laut dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ist Chongqing die weltgrößte Stadt, die mit eingemeindeten Vororten 31 Millionen Einwohner zählt.

Auslöser war eine Auseinandersetzung zwischen einem Ladenbesitzer und einem Kuli, die den Volkszorn gegen korrupte kommunistische Funktionäre, Willkür und Ungerechtigkeit entzündete. Demonstranten hätten Ziegelsteine auf die Polizisten geworfen, berichtete eine Polizeistation. „Dutzende Polizisten wurden verletzt.“ Ein Soldat sei schwer am Auge verletzt worden. Bilder zeigten einen umgestürzten Polizeiwagen in Flammen. Wie viele Teilnehmer an den Protesten verletzt wurden, war nicht bekannt. In der Verwaltung von Wanzhou kam es zu „chaotischen“ Szenen, als Demonstranten am Montagabend in die Büros eindrangen, wie die Zeitung „Sanxia Dushibao“ berichtete.

Mindestens vier Menschen seien wegen Brandstiftung oder Plünderung festgenommen worden. Einige Geschäfte blieben aus Angst vor weiterem Aufruhr geschlossen. Die Verantwortlichen von Wanzhou kamen zu Krisensitzungen zusammen und appellierten an die 1,7 Millionen Bewohner Wanzhous, Ruhe und Ordnung zu wahren. Eine Polizeisprecherin meinte, viele Schaulustige seien zu den protestierenden Menschen hinzugekommen. Einige junge Leute hätten den Aufruhr „zu Randale benutzt“. Behördenvertreter meinten, in der Empörung des Volkes hätten „schlechte Elemente“ zu Unruhen angestiftet.

Die Ausschreitungen hatten am Montag nach einem Streit im Haosheng-Markt begonnen. Der Kuli habe die Frau des Ladenbesitzers mit seinen an einer Stange hängenden Waren angestoßen, woraufhin ihn dieser verprügelt und sich ein Menschenauflauf gebildet habe, berichteten Augenzeugen. Auf Kritik an seinem Verhalten habe der Ladenbesitzer behauptet, er sei ein wohlhabender Beamter, dem niemand etwas anhaben könne. Sein Auftritt habe die Menschen gegen reiche Funktionäre und die ungerechte Behandlung armer Leute wie diesen Lastenträger aufgebracht, berichteten Bewohner von Wanzhou.

Die Behörden beteuerten umgehend, der Mann sei keineswegs ein Beamter, sondern habe nur einen Stand in dem Markt. Das Pärchen und der Lastenträger wurden in Gewahrsam genommen. Wanzhou gehört verwaltungstechnisch als Bezirk zur größten Stadt Chinas.

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