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USA: Wirbel um angebliches El-Kaida-Video

Auf eine "Oktober-Überraschung" haben viele US- Bürger ihr Geld verwettet und dabei an einen besonderen Coup gedacht: Viele Amerikaner hielten es nach Umfragen für möglich, dass US-Präsident George W. Bush Osama bin Laden aus dem Hut zaubert und die Wahl gewinnt.

Statt Bin Laden hat sich jetzt ein mutmaßliches El-Kaida-Mitglied per Video gemeldet und ein Blutbad auf Amerikas Straßen angekündigt. Schon spekulieren Kommentatoren über mögliche politische Motive im knappen Endspurt des Wahlkampfes.

„Nach Jahren der Tyrannei und der Unterdrückung sind Sie jetzt an der Reihe zu sterben“, sagt der vermummte Mann, der sich selbst als „Assam, ein Amerikaner“ bezeichnet. „So Allah will, werden die Straßen Amerikas rot mit Blut gefärbt sein, Tropfen für Tropfen für die Opfer Amerikas.“ Das Video trage nach Einschätzung des US-Geheimdientes CIA alle Markenzeichen einer El-Kaida-Produktion, teilte der Fernsehsender ABC mit.

Das neue Video kommt für den demokratischen Herausforderer John Kerry zum denkbar ungelegensten Zeitpunkt. Der Terrorismus und die Wirtschaft sind nach der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup die beiden wichtigsten Themen für die US-Bürger vor der Präsidentschaftswahl am 2. November. 59 Prozent der Befragten setzen bei der Terrorismus-Bekämpfung mehr Vertrauen in Bush und nur 37 Prozent in Kerry.

Erstmals seit drei Jahrzehnten wählen die US-Bürger wieder ihren Präsidenten, während US-Truppen im Ausland Krieg führen. Es sei deshalb nicht überraschend, dass Bush und Kerry bei den Themen Irak, Terrorismus und nationale Sicherheit wie zwei Kontinentalplatten aufeinander prallten, schreibt das Nachrichtenmagazin „Time“.

Auf den letzten Wahlkampfveranstaltungen warf der Senator aus Massachusetts Bush vor, dass er aus politischen Motivation gezielt die Angst der US-Bürger vor Terror-Anschlägen schüre. Kerry sei es aber nicht gelungen, einen direkten Treffer gegen die von Bush angeführten eigenen Verdienste im Anti-Terror-Kampf zu landen, schreibt die „Washington Post“.

Dabei kommen die Vorlagen für Kerry von allen Seiten. Der Krieg im Irak habe zumindest kurzfristig das Risiko von Terror gegen den Westen erhöht, heißt es im jüngsten Bericht des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS).

Bush führt in seinen Wahlkampfreden gern an, dass unter seiner Führung drei Viertel der El-Kaida-Führer gefangen genommen, getötet oder inhaftiert worden seien. Das IISS macht die Gegenrechnung auf und kommt zu der Einschätzung, dass 90 Prozent der 20.000 in El- Kaida-Lagern ausgebildeten militanten Islamisten noch auf der Flucht seien.

Die Mitglieder und Sympathisanten von El Kaida scheinen von Bushs Erfolgen ohnehin wenig beeindruckt. Die „New York Times“ zitiert aus dem jüngsten Online-Magazin von El Kaida („Stimme des Dschihad“). Darin wird den USA mit den beiden „Guerilla-Kriegen“ in Afghanistan und im Irak ein größerer strategischer Schlamassel bescheinigt als der Sowjetunion während des Afghanistan-Krieges in den 80er Jahren. Die selbst ernannten Gotteskrieger verbuchen es außerdem als großes Plus, dass im Irak eine radikale Bewegung der Muslime sunnitischer Glaubensrichtung entstanden sei, die viel mit der El-Kaida-Ideologie teile.

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