Sharon ging nicht so weit wie sein Justizminister Jossef Lapid, der sich am Donnerstag öffentlich über Arafats Tod mit den Worten freute, nun scheint die Sonne über dem Nahen Osten. Der Regierungschef äußerte vielmehr die Hoffnung, der Tod Arafats könnte einen historischen Wendepunkt für den Nahen Osten markieren.
Doch nun wird sich auch der Druck auf Sharon erhöhen. Er hatte Arafat immer als das Haupthindernis für die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen gebrandmarkt. Zu Lebzeiten war der greise Palästinense-Präsident deshalb auch ein bequemer Gegner für Israel, vor allem in den vergangenen drei Jahren, als ihn die israelische Armee praktisch in Ramallah einsperrte.
Er hoffe, dass die neue palästinensische Führung einsehe, dass Fortschritte in den Beziehungen zu Israel und die Lösung der Probleme vor allem durch einen Krieg gegen den Terrorismus erzielt werden könnten, sagte Scharon in einer ersten Reaktion am Donnerstagmorgen. Israel will Frieden und strebt weiterhin ein politisches Abkommen mit den Palästinensern an.
Israelischen Medienberichten zufolge plädiert auch die israelische Armee für eine engere Zusammenarbeit mit den Palästinensern im Gaza-Streifen. Für die Zeit nach Arafat gebe es bereits einen Plans namens Eine neue Seite, der unter anderem humanitäre und wirtschaftliche Gesten vorsehe.
Der israelische Präsident Moshe Katzav sagte, nun könne ein neues Kapitel beginnen. Wenn die Palästinenser gegen Terrorismus und Gewalt vorgingen, könnten wieder Verhandlungen aufgenommen werden. Wenn die neue Palästinenserführung sich diesem Weg verpflichtet, findet sie in uns einen verlässlichen Partner, der nach Frieden strebt, versprach der Staatschef.
Neue Kontakte zu möglichen arabischen Verhandlungspartnern könnten bereits nach der Beerdigung Arafats in Ramallah geknüpft werden, sagte ein hoher Beamter des israelischen Außenministeriums. Wenn sie nach dem Begräbnis zu Gesprächen bleiben wollen, dann sind sie willkommen, sagte der Regierungsbeamte.
Präsident Katzav lobte bereits Mahmud Abbas, den neuen Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Ministerpräsident Ahmed Korei, der nun auch den nationalen Sicherheitsrat leitet, als positive, konstruktive und vernunftbegabte Führer. Sharon und Abbas kennen sich bereits, der Regierungschef traf den palästinensischen Politiker – im Gegensatz zu Arafat – schon mehrmals.
Doch arabische Experten sind skeptisch, ob Israel bei Verhandlungen mit Arafats Nachfolgern tatsächlich mehr Erfolg haben wird. Keiner der neuen Männer an der Spitze wird die Palästinenser dazu bringen, etwas aufzugeben, was Arafat nicht aufgeben wollte, sagt Imad Gad vom El Ahram Zentrum für Strategische Studien in Kairo. Israel täusche sich, wenn es glaube, Abbas sei versöhnlicher eingestellt als Arafat.