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Madrid: Panne bei Aufklärung der Anschläge

Wenige Stunden vor Beginn des ersten Prozesses um die blutigen Attentate von Madrid hat eine Fahndungspanne in Spanien für Aufregung gesorgt.

Innenminister Jose Antonio Alonso setzte am Dienstag einen Polizeichef wegen Versäumnissen bei den Ermittlungen ab. Es handelt es sich um den Polizeioffizier Jose Antonio Rodriguez Bolinaga, bisher Chef der paramilitärischen Guardia Civil in der nordspanischen Stadt Gijon. Er habe ein Tonband mit möglicherweise wichtigen Fahndungshinweisen nicht an den zuständigen Ermittlungsrichter weitergegeben, teilte der Minister mit.

Das Tonband enthält nach Angaben der Zeitung „El Mundo“ Aussagen eines Informanten aus dem Jahr 2001. Daraus soll hervorgehen, dass der Polizei schon damals Hinweise auf zwei mutmaßliche Beteiligte an den Anschlägen vom 11. März dieses Jahres vorlagen. Bei den Verdächtigen handelte es sich um zwei frühere Bergleute, die den Sprengstoff für die Anschläge auf vier Madrider Vorortszüge beschafft haben sollen.

Das Tonband war von der Polizei damals nicht ernst genommen worden. Es wurde vor einem Monat bei einem Umzug zufällig in einer Schublade entdeckt. Bei den Anschlägen am 11. März waren 191 Menschen getötet und über 1500 verletzt worden.

Am Dienstag sollte im Hochsicherheitssaal eines Madrider Gerichts der erste Prozess gegen einen der mutmaßlichen Beteiligten eröffnet werden. Angeklagt ist ein 16 Jahre alte Jugendlicher, der für die Ex-Bergleute Sprengstoff nach Madrid gebracht und dort den islamistischen Attentätern übergeben haben soll.

Die Staatsanwaltschaft forderte für den Angeklagten acht Jahre Jugendhaft. Der 16-jährige soll 20 Kilogramm Dynamit in einen Rucksack verpackt und an Bord eines Linienbusses in die spanische Hauptstadt transportiert haben. Dafür soll er von den Terroristen 1000 Euro erhalten haben.

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